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Vorbilder

Liebe Klavierenthusiastinnen und -enthusiasten,

Was sind eigentlich Vorbilder für Klavierspieler und Pianisten? Es ist eine große Frage, denn kaum einer weiß genau, welchem Vorbild er folgt oder folgen will, wenn er noch klein ist. Denn Vorbilder beginnen unbewusst schon im Kindesalter Einfluss auf uns zu nehmen. Diese Zeit ist dann eine wichtige für die Weichenstellungen, nur leider können wir diese kaum kontrollieren, können nicht leicht „das Beste“ geben wollen, auch wenn man als elterliches oder ausbildendes Vorbild vorsichtig umgehen muss. Doch weitaus später kommen neue Vorbilder hinzu, eigentlich doch das gesamte Leben. Denn es gibt kaum einen Lebensabschnitt, in dem man nicht ein Vorbild vor Augen hat, dem man gerne nacheifern würde. Dabei kommt es im besten Fall nicht einmal darauf an, was derjenige erreicht hat, sondern vielmehr, welche Persönlichkeit er ausstrahlt bzw. nach außen trägt.

Wie ist das bei Pianisten, die sich längst dazu entschlossen haben das Klavierspiel zum beruf zu machen, oder sich bereits in der Ausbildung befinden? Nun, fragt man einen Pianisten der älteren Generation ab 60 Jahre aufwärts, dann werden häufig Namen der Interpretationsgeschichte aus der ersten oder vor allem der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts genannt. Fragt man dagegen jüngere Pianisten, kommen auch schon einmal Interpreten aus dem späten 20. Jahrhundert zur Antwort.

Doch sind dies wirklich Vorbilder, denen diese Pianisten nacheifern wollen, oder sind es nur gelebte Träume, etwas zu erreichen, was diese als Vorbilder Genannten erreicht haben - künstlerisch? Nun, wer sind denn in der Regel wirklich die Vorbilder zu Beginn? Bis heute können es die Eltern sein, wenn im Haushalt Musik gemacht wird. Wenn dies nicht der Fall ist, sind es oftmals schon in den ersten Jahren die Lehrer. Nur wenn diese keine guten Pädagogen sind und den Schüler eher demotivieren als inspirieren, sind sie keine Vorbilder. Dann müssen andere her. Und heutzutage? Sind wir uns im Klaren über die Macht der Social-Media-Kanäle auf die heutige Jugend. Dort finden sie mittlerweile ihre Vorbilder. Oftmals werden dort Gefundene dann erst viel später wieder – wenn man beispielsweise im Studium ist – gegen die Professoren als Vorbilder ausgetauscht – wenn sie denn gute Professoren sind.

Vorbilder wählt man oftmals nicht aus, sondern sie entstehen – unterbewusst. Und wenn man sie dennoch auswählt? Sind es dann zwangsweise Musiker, oder wollen gerade jüngere Pianisten lieber auch eher so sein wie Social-Media-Stars, die mit täglichen Video-Posts Geld verdienen können? Die vielfach für viele Berufe von jungen Menschen heraufbeschworene Life-Work-Balance kann es für Pianisten nicht geben, denn ohne tägliches Wollen am Instrument kann man diesen beruf nicht ausüben. Und damit ist auch ein Social-Media-Pianist keiner, dem man nacheifern sollte oder will – oder doch. Natürlich wird der heutigen jungen Generation vorgelebt, dass man viel mit wenig Aufwand erreichen kann. Doch das funktioniert im Berufsleben eines Musikers nicht, man muss das Begehren in sich verspüren Musik machen zu wollen – immer. Wenn man dies nicht verspürt, dann ist man fehl am Platze in diesem beruf und man sollte ich überlegen, welche Vorbilder man sich aneignet, um ihnen nachzueifern.

Die Konzentration schreitet voran

Liebe Klavierenthusiastinnen und -enthusiasten,

schon in anderen Bereichen haben wir es erlebt: Es gibt eine beständige Konzentration bei wirtschaftlich agierenden Unternehmen. Was das bedeutet? Nun, gleichgültig wie viele Start-Up-Unternehmen wir haben, wie erfolgreich sie sind, irgendwann kommt ein großer Spieler des Bereichs, in dem sie tätig sind, um ihnen ein Angebot zu unterbreiten, das die Firmengründer oftmals nicht ablehnen können. Das bedeutet. Immer weniger Firmen in der Welt sind verantwortlich für die Industriebereiche aller Art. Meta, das Mutterhaus von Google, hat nach und nach alle erfolgreichen Firmen im Social-Media-Markt gekauft, so wie auch die anderen globalen Software-Unternehmen. Das Unternehmen Nestle ist nicht nur im Bereich der Lebensmittel der größte Lieferant der Welt, sondern beherrscht auch längst den Markt für Trinkwasser. Natürlich gibt es noch zahllose Markennamen, aber dahinter steckt oftmals ein Konzern, dessen Ausmaße und dessen Machteinfluss erschreckend sind.
Im Klavierbereich haben die großen Labels, die heutzutage vor allem an den Katalogen der kleineren Labels interessiert sind, in den vergangenen Jahren und bis heute einen riesigen Hunger auf diese privaten kleinen Labels und übernehmen sie. Ziel ist dabei natürlich auch der Streaming-Markt, der für die Labels ein lukratives Geschäft bedeutet. Die Großen wie Naxos, Universal oder Warner haben sich dabei in den vergangenen Jahren besonders hervorgetan. Natürlich ist dies zum Teil zu verstehen, da die Firmengründer der kleinen Labels mittlerweile ein Alter erreicht haben, in dem sie zwar noch mit Spaß und Lust arbeiten, aber die Zukunft nicht mehr in Dekaden sehen, sondern nur noch in Jahren.

Dasselbe ist schon vor etlichen Jahren bei den Notenverlagen der Fall gewesen. Auch da hat eine Konzentration stattgefunden, die bedenklich ist. Nur dass dort kaum jemand Notiz davon nimmt, da diese Übernahmen oftmals außerhalb der Öffentlichkeit ablaufen.

Bei den Instrumentenherstellern ist es da noch etwas anders, es gibt noch Vielfalt. Aber auch hier wird sich das ändern. Denn es gibt einige der Hersteller, bei denen eine Nachfolge nicht gesichert scheint. Ob es dann zu einer Übernahme kommen wird, steht in den Sternen. Aber schon der Vergleich der Instrumentenhersteller in den 1990 Jahren zu denen von Heute, lässt einen erschrecken, da nur mehr ein Bruchteil dieser Marken existiert. Was aber passiert, wenn der Klavierhersteller-Markt sich noch stärker konzentriert? Es wird – so wie in anderen Bereichen – weniger Individualität geben. Denn wenn ein großer Hersteller mit bestimmten bauartlichen Entwicklungen gute Ergebnisse erreicht, wird er diese auch in die anderen Marken einfließen lassen. Natürlich wir der Klang dann immer noch etwas anders sein, aber die Bandbreite an vollkommen individuellen Instrumenten wird sich verschmälern.

Wir sollten froh sein über alle Unternehmen, die selbstständig bleiben und in der Familie oder außerhalb ihrer Verwandtschaft Nachfolger finden, die gewillt sind, sich gegen die großen Hersteller zu behaupten, denn nur auf diese Weise sind ein bunter und facettenreicher Instrumentenmarkt überlebensfähig.

Ist neu entdecktes Repertoire immer wichtig?

Liebe Klavierenthusiastinnen und -enthusiasten,

eigentlich startete die große Entdeckungswelle für unbekanntes Repertoire bereits in den 1950er Jahren. Damals erkannten einige Pianisten, dass beispielsweise Klavierwerke von Haydn viel zu selten gespielt wurden, dass Scarlatti-Sonaten es wert sind, entdeckt zu werden. Nach und nach wurden also Werke von eigentlich heutzutage berühmten Komponisten gerade erst einmal für den Konzertsaal und die frühesten Aufnahmen entdeckt. Doch dann begann nach und nach eine Entdeckungshysterie unter den Interpreten, nur um neues Repertoire zu entdecken. Mittlerweile werden lassen vor allem auch von einige Labels gerne solche Werke einspielen, die Weltersteinspielungen darstellen. Dabei geht es den Labels oftmals nicht allein um den musikalischen Wert dieser unbekannten Musik, sondern vielmehr um die Nutzungsrechte. Da werden Werke von aserbaidschanischen, armenischen oder norwegischen und chinesischen Komponisten eingespielt, deren Werke es nicht immer Wert sind, der Vergangenheit entrissen zu werden. Natürlich ist es spannend, Lücken im Repertoire zu finden, unbekannte Werke zu hören und auch Verbindungen zu solchen Komponisten auszudecken, die im Schatten derjenigen standen, die sich dann doch aufgrund von besonderen Gegebenheiten in der Musikgeschichte durchgesetzt haben.

Doch längst nicht alles, was unbekannt ist, ist auch gleichzeitig zwingend gut. Oftmals finden sich unter diesen Einspielungen solche, die vor allem Miniaturen für Klavier aufweisen, die von den großen Komponisten wie Liszt, Chopin oder anderen inspiriert sind und oftmals auch epigonal geschrieben wurden. Es ist interessant zu erkennen, wie viele Komponisten sich an den großen der Geschichte orientierten, aber es ist nicht wichtig, dass man all diese Musik zu hören bekommt. Dazu sind Musiklexika da, um den musikwissenschaftlich interessierten Menschen einen Überblick zu geben.

Sicherlich gibt es auch immer wieder Entdeckungen, doch wäre es besser diesen längere Zeit nachzuhören, sie häufiger seitens der Veranstalter auf die Programme zu setzen. Denn die ganz unbekannten finden ohnehin – außer auf CD-Einspielungen – keinen Eingang in die Konzerte. Aber selbst die, die vor etlichen Jahrzehnten entdeckt wurden, deren Musik eine Offenbarung bedeutete und die musikgeschichtliche Relevanz haben, werden nicht einmal von den Programmverantwortlichen in die Konzerte aufgenommen – auch wenn sie vorgeschlagen werden. Es gibt Werke, die es wert sind, häufiger gehört zu werden. Doch bevor wir diese nicht einer breiteren Hörerschicht bekannt gemacht haben, benötigen wir nicht all die wirklich als Kleinmeister zu bezeichnenden Komponisten, nur damit alles, was jemals komponiert wurde, auch auf einer Art Tonträger existiert.

 

Design von Instrumenten – Zeitgeschmack

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

es gibt sie fast schon seit den Frühzeiten des modernen Klavierbaus: Die Design-Instrumente. Immer wieder gab es einen lebhaften Austausch zwischen den Klavierbauunternehmern und Architekten, Designern und Künstlern, die sich gemeinsam Gedanken darüber machten, wie man dem üblichen und standardisierten Aussehen von Klavieren und Flügeln ein neues, innovatives Aussehen geben könnte. Das hat viele spannende Ergebnisse bei vielen Herstellern zur Folge gehabt. Sei es der Hans-Hollein-Flügel von Bösendorfer, die von Lenny Kravitz oder der von Karl Lagerfeld gestalteten Steinway-Modelle, die von Möbeldesign-Legende Peter Maly entworfenen Klaviermodelle von Sauter, der Colani-Flügel „Pegasus“ von Schimmel oder der vom Architekten Richard Meier entworfene Flügel für Ibach. Es sind Dutzende solcher Instrumente immer wieder in Serie oder aber als limitierte Auflagen entstanden. Und sie spiegelten immer den Geist der Zeit wider, in dem sich die Klavierbauunternehmen und die Designer und Künstler befanden. Und sie machten immer viel Furore in den Medien, da es etwas Besonderes ist, wenn man einmal weggeht von dem ursprünglichen Aussehen der schwarzen in Hochglanz polierten Instrumente, die an Beliebtheit bis heute nichts eingebüßt haben, ja diese äußere Gestaltung fast zum Standard auch gegenüber Furniergehäusen werden ließen.

Es ist ein bisschen so wie bei Automobilen: Jeder Betrachter von Sondermodellen ist begeistert oder erstaunt über ein besonderes Design. Doch wenn es dann um den Besitz eines solchen Automobils oder eines Instruments geht, dann entscheidet man sich doch wieder für den Standard. Das ist leider auch der Idee des Wiederverkaufens geschuldet, da heutzutage kaum mehr Instrumente für ein Leben gekauft werden, sondern der Käufer auch immer daran denkt, ob er ein solches Instrument auch leicht wieder verkaufen kann. Und da verkaufen sich leider schwarz-polierte Standardgehäuse leichter als aufwendigere und damit auch teurere Instrumente eines Designers.
Das ist schade, denn zwar haben immer wieder – mit einer gewissen Nachlaufzeit als Reaktion auf die Einflüsse aus der Möbelindustrie – auch bestimmte Furniergehäuse durchgesetzt (auch immer dem Zeitgeist geschuldet), aber wenn es dann u ganz ausgefallenen Designs kommt, will man doch lieber die Finger davon lassen. Auf diese Weise werden Instrumente etwas langweilig und vor allem unterscheidbar. Denn wenn man heute in ein Klavierfachgeschäft geht, und dort mindestens 80 Prozent der Klaviere in schwarz polierten Gehäusen stehen, dann ist es für jeden Käufer, der sich nicht schon auskennt, fast unmöglich diese Instrumente mit stark divergierenden Preisen zu unterscheiden.

Auf diese Weise wird auch die Welt der Klaviere und Flügel so standardisiert, dass es fast langweilig wirkt. Standard bedeutet in diesem Fall das Einebnen von Individualismus, so dass auch das schöne und edle Design von innovativen Architekten und Künstlern sich kaum mehr durchzusetzen vermag. Man sollte einmal nachdenken, ob die Welt der Klaviere und Flügel sich nur in schwarzen und weißen Gehäusen aufteilen soll oder ob wir doch ein wenig mehr Individualismus geltend machen können.

Die Rolle der Klaviermusik in der Gesellschaft

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

der Deutsche Städtetag hat vor einiger Zeit verlauten lassen, dass man aufgrund der niedrigeren Einnahmen aufgrund der Corona-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren und den Herausforderungen der Energiekrise und des Klimawandels davon ausgeht, dass auch im kommenden Jahr die Defizite in den Kommunal-Haushalten sinken werden. Daher könne man nicht mehr – wie bisher – die Dinge in solchem Umfang unterstützen wie bisher. Eindeutig wurden auch die musikalisch-kulturellen Aktivitäten in den Städten und Regionen genannt. Was bedeutet das? Dass es keine öffentlich geförderten Konzerte mehr gibt, dass es nur noch bedingten Zuschuss zu den Musikschulen geben wird?

Die Rolle der Musik – und auch der Klaviermusik – in der Gesellschaft steht da auf dem Spiel. Ja, die Musik hat eine gesellschaftliche Rolle, die es zu stärken gilt und die man in den Haushalten genauso in die Agenda schreiben muss wie Förderung von Infrastruktur und Aktivitäten zur Energiewende. Denn ohne die kulturellen Aktivitäten wird es irgendwann keine demokratisch aktive Gesellschaft mehr geben. Sicherlich muss es nicht an jeder Ecke der Republik ein Opernhaus geben, das so defizitär arbeitet, dass einem die Haare zu Berge stehen, wenn man hört, dass jeder Platz in einem Opernhaus in der Regel mit 700,- Euro gefördert werden muss, damit solch ein Haus eine Überlebenschance hat. Doch Musik, die ausschließlich auf private Initiative angewiesen ist, um sie zu finanzieren? Sind da im Haushalt der gemeinden und Kommunen nicht auch solche für die Kultur vorgesehen? Muss es nicht – um demokratisch zu bleiben – auch eine Unterstützung der öffentlichen Hand geben, damit eine „Grundversorgung“ mit Musik existiert?

Nun werden viele in diesen schwierigen Zeiten denken, dass Musik nun doch wirklich ein Luxusgut ist, auf das man verzichten könne. Doch das ist gerade in schwierigen Zeiten weit gefehlt. Schauen wir einmal in die Geschichte: Viele der von den Nazis in Konzentrationslagern internierten Juden haben überlebt, da die Musik im Lager ihnen Hoffnung gab. Früher war Musik natürlich nicht allerorten preiswert (bzw. billig) über Streamingplattformen zu hören. Doch ist es das, was wir auf Dauer wollen? Und wenn die wahren Künstler, diejenigen, die sich um die Kulturerhaltung bemühen, die uns so viel Freude und Mut mit ihrer Musikausübung geben, irgendwann nicht mehr auftreten können, dann werden sie auch auf den Streamingplattformen verschwinden. Dann haben wir es plötzlich nur noch mit niedrigem Mittelmaß zu tun, denen, die meinen, dass sie auch Klavier spielen können und zu Hause ihre eigenen Aufnahmen anfertigen, um sie auf YouTube oder eine andere Plattform hochzuladen. Das ist es doch nicht, was wir wollen!

Die demokratisierte Kulturunterstützung, das bedeutet, die der öffentlichen Hand, also aus Steuergeldern, muss gewährleistet bleiben, denn ansonsten verlieren wir ein Stück unserer demokratisierten Gesellschaftsform und werden irgendwann aufwachen – dann ist es aber meist zu spät!

Sparen oder Investieren?

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

es sind unruhige bis existentiell bedenkliche Zeiten, in denen wir leben. Die Problemmeldungen, die jeden Tag über uns einstürzen, vermögen uns kaum mehr aktiv zu sein, verursachen fast schon so etwas wie eine Angststarre, die immer wieder aufkommt, in Zeiten der Unsicherheit. Das Leben wird teurer, auch vor dem Hintergrund, dass wir zu lange glaubten, dass alles immer so weitergehen kann wie es war. Diese Annehme zeigt sich nun als leere Hülse. Doch was kann man tun? Die Musik steht wieder einmal vor einer Prüfstunde. Denn schon im August warnten der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städtetag davor, dass die kommunalen Einnahmen die nun wichtigen Investitionen in Klimaschutz und andere Dinge hoher Priorität dazu führen würden, dass man Dinge wie die Musikkultur nicht mehr unterstützend in dem Umfange finanzieren könne wie bisher. Ist die Musik wieder das „nette Anhängsel“ der Gesellschaft? Denn die Defizite in den Kommunen und Städten wird sich auch in den kommenden Jahren wohl kaum verändern. Und ein Bundesausgleich für die Kommunen dürfte wohl auch nicht in einem stattfinden wie er nötig wäre, um die Defizite aufzufangen.

Man spart wieder einmal an dem, von dem man glaubt, dass es entbehrlich ist und man daran zuerst sparen könnte. Doch das ist eine immer wieder und immer noch geltende Fehlannahme. Denn ohne die Kultur, von der die Musik eines der zentralen Elemente darstellt, wird auch die Wirtschaftsleistung in einer Kommune oder Stadt langfristig nicht gesteigert werden können. Ganz im Gegenteil: Dienstleister wollen ein kulturelles Umfeld für die Mitarbeiter, es ist standortmitbestimmend. Eigentlich sollte man gerade auch in die Kultur in Zeiten wie diesen investieren, denn diese bildet eine der wichtigen Grundlagen unseres gesellschaftlichen Systems. Doch leider sind die Politiker immer noch nicht bereit dazu, dies anzuerkennen. Die Kunst – und gerade die Musik – ist wieder einmal ein entbehrlicher Luxus, so scheint es.

Dabei müssten sie doch wissen, dass die Musik selbst in Kriegszeiten früherer Jahrhunderte immer die Kunst war, die die Menschen zusammengehalten und ihnen über die schwierigen Zeiten hinweggeholfen hat.

Auch im privaten Bereich geht es gerade jetzt darum, sich zur Kultur zu bekennen, eine Investition für ein Klavier oder einen Flügel zu tätigen, anstatt zu sparen. Natürlich werden auch die Instrumente teurer werden, denn die Rohstoffe für die Klaviere und Flügel sind ebenso von Lieferketten und Mangelwirtschaft betroffen. Aber sie sind vor allem eines: nachhaltig, denn kaum ein Produkt hält so lange wie ein Klavier, das in der Regel zwei bis drei Generationen überlebt. Da ist Sparen fehl am Platze.

Krisenmanagement

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

irgendwie schien es so, als wäre die Corona-Krise abgewendet. Doch so ist es nicht. Zum einen sind viele Menschen mit Corona infiziert, liegen in Krankenhäusern oder aber sind in Eigenquarantäne zu Hause. Davon abgesehen hat der Ukraine-Krieg die Menschen zusätzlich verunsichert – zu Recht, denn die Preise für den täglichen Bedarf an allem, was wir gewohnt sind, steigt unaufhörlich. Und da kommt dann die Kunst, kommen die Klavierabende, die versuchen, die Menschen mit Musik aus dem Alltag zu holen, sie für das, was die Pianisten gewohnt sind zu tun, zu begeistern. Doch das klappt nicht besonders gut. Selbst das renommierte und mit großen Namen aufwartende Klavierfestival Ruhr konnte in diesem Jahr gerade einmal knappe 70 % Auslastung verzeichnen, nachdem es in früheren Jahren über 90 % erreicht hatte. Was bedeutet das?

Die Menschen fühlen sich noch recht unsicher, wieder in Konzerte zu gehen. Vielen haben allerdings während der Pandemiejahre weniger Geld verdient und werden sich nun doppelt überlegen müssen, ob sie sich Konzerte gönnen wollen. Gerade in Zeiten wie den momentanen, wo die finanzielle Verunsicherung deutlich wird, scheinen Konzerte wieder einmal so etwas wie ein Luxusgut zu sein. Mag sein, dass man so empfindet, aber dagegen fahren die Menschen rudelweise in die Ferien, fast ohne darüber nachzudenken, was dies finanziell bedeutet. Dabei sind Klavierkonzerte doch so etwas wie kurze Ferien vom Alltag. Das sollte man immer bedenken. Wenn man also die Möglichkeit hat, sich kurzfristige Ferien für weitaus weniger Geld als Urlaubsfahrten im Konzert zu holen, was also hält viele Menschen momentan davon ab, ins Konzert zu gehen?

Das, was ich schon in früheren Newslettern prognostiziert habe, scheint sich nun zu bewahrheiten. Die Menschen haben sich daran gewöhnt, ohne Konzerte auszukommen, oder daran, dass es sie auch im Internet fast umsonst gibt. Das sind viele der Künstler selbst schuld, die während der Pandemiejahre Konzerte umsonst gestreamt haben. Aber mit Schuldzuweisungen kommt man an dieser Stelle nicht weiter …

Auch Veranstalter sollten sich nun überlegen, ob sie vielleicht doch zu viele Konzertangebote machen. Dadurch dass kleine Veranstalter die Einnahmen auf viele Events verteilen (müssen), um überhaupt überleben zu können, ist das Angebot immens. Und auch die großen Veranstalter, die von öffentlicher Hand subventioniert werden, tun so, als könne man so weitermachen wie vor der Pandemie. Nun sehen viele, dass dies nicht der Fall ist. Doch das Angebot senken tun sie nicht. Das liegt auch daran, dass viele der öffentlichen Konzerthäuser mittlerweile zu städtischen GmbHs umgebaut wurden und Geld für die Stadtkasse erwirtschaften müssen. Daher gibt es fast tägliche Angebote in den Konzertsälen. Das muss nicht sein, und das gibt ein Publikum in den meisten Städten auch nicht her, um die Säle so oft gut auszulasten.

Ein wirkliches Krisenmanagement scheint zu fehlen. Und das geht letztendlich – wieder einmal – zu Lasten der Künstler, denn diese werden in den kommenden Jahren spüren, wenn es bestimmte Konzertserien nicht mehr gibt, oder die Anzahl der Konzerte doch heruntergeschraubt werden muss.

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