Rückblicke und Offenheit für Neues

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

gerne blicken viele von uns zurück: auf Live-Erlebnisse mit Pianisten auf der Bühne, mittels Aufnahmen aus früheren Tagen, vielleicht auch auf unsere eigenen Erfahrungen am Instrument. Dieses Zurückblicken hat mehrere Facetten: zum einen meint man, dass kaum ein heutiges Erlebnis denselben Eindruck hinterlassen kann wie die aus vergangenen Tagen. Zum anderen ist man gewillt den alten Erlebnissen mehr Qualität und Tiefe zuzusprechen. Doch ist das so?
In einer Zeit, in der aufgrund digitaler Medien, beständigen Meldungen von „Neuigkeiten“ das Leben ungleich atemloser geworden zu sein scheint, als dies in früheren Zeiten der Fall war, denkt man, dass die Liebe zur Klaviermusik einem Halt gibt, etwas Beständigeres darstellt als all die anderen Einflüsse und negativen Nachrichten. Und genau so ist es auch! Man muss nur abwägen, ob man das frühere Erleben von Pianisten auf der Bühne oder in Aufnahmen vergleichen will, oder ab man es gleichbedeutend mit dem, was man heute erlebt gelten lässt.Denn eines ist klar: Es gibt sie immer noch, diese seltenen Momente, in denen man denkt, dass dieses Erlebnis, das Anhören einer CD, eines bestimmten Konzerts einmalig ist, ein Erlebnis darstellt, dass sich einbrennt in die Tiefen der Erinnerung. Man sollte aufhören zu vergleichen, das Alte zu romantisieren, in dem Sinne, dass es kritiklos als besser angesehen wird. Aber wir sind nun einmal dazu verdammt, dass wir alles sofort vergleichen, unser Gehirn nimmt die abgespeicherten Erlebnisse als unwiderrufliche Referenz von dem wahr, was wir neu erleben. Da ist es schwierig sich frei zu machen und das Neue als mindestens ebenso spannend, interessant oder erlebenswert zu goutieren. 

Beispiele? 

1. Klavieraufnahmen, gehört von einer LP, die uns seit der Jugend bekannt ist. Hier kennen wir jeden Knacks und Kratzer, kennen die Interpretation des Pianisten bis ins Kleinste. Wie soll dagegen eine neue Einspielung bestehen, wenn wir jedes Rubato der alten Aufnahme so abgespeichert haben, dass es zum Maß aller Dinge geworden ist? 

2. Der Klang eines Instruments: Wenn wir seit unserer Jugend ein und dasselbe Instrument spielen, es immer wieder hören und im Anspielen erleben, werden wir jedes andere Instrument damit vergleichen. 

3. Das Live-Erlebnis. Eine kann sein, dass es eine besondere Atmosphäre war, die wir da in einem bestimmten Saal erlebten, dass es ein besonderes Publikum war, wir das Konzert mit einer für uns besonderen Person besucht haben. In diesem Moment wird das Konzert zu etwas ganz besonderem, vollkommen unabhängig von der Qualität des Spiels. 

Offenheit

Natürlich wird jeder Zustimmen, dass einige Dinge in früheren Zeiten einfacher waren, besser funktionierten, weniger austauschbar waren. Ja, das mag sein. Aber wir müssen auch weiterhin offen sein für das neue in der Klaviermusik. Und das nicht nur in der Musik selbst, die sich beständig weiterentwickelt, sondern auch für die Art der Interpretationen, die sich beständig verändert und auch entwickelt. Dies mag aufgrund neuer Ausgaben von bekannten Werken der Musikgeschichte geschehen, von anderen Ansichten der Pianisten ausgehend, oder aber durch neue Säle, in denen nun alles anders klingt als früher. Und auch die Instrumente entwickeln sich, werden einen immer wieder neuen Klang auf die Bühnen bringen, heute vielleicht mehr als in den vergangenen 50 Jahren.
Das Vergleichen ist unumgänglich, aber eine kritische Haltung unserem eigenen Empfinden gegenüber sollte die wirkliche Grundlage für uns sein, große Momente des Klavierspiel, des Klavierklang zu erkennen. Wer nun denkt, dass er schon alles gehört hat, und sich deshalb als einer aufschwingen kann, der es besser weiß, liegt falsch!

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