Oft liegt es am Instrument – Pianisten und ihre Technik

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

oftmals ist man begeistert von der Technik eines Pianisten, den man live erlebt. Und das ist auch richtig so, denn das, was diese Künstler leisten, ist die Summe von Talent und harter Arbeit mit dem Instrument. Aber einige Male ist man auch verwundert über die Handtechnik, die der Pianist da auf der Bühne hat, über die individuelle Handhaltung bei bestimmten Läufen, Akkorden und Nuancen. Der Klang, der dabei entsteht, ist oftmals besonders und anders. Man fragt sich bald schon, wie diese Pianisten diesen Klang mit dieser Technik hinbekommen. Aber das Geheimnis liegt oftmals nicht allein beim Spieler und seiner Technik, sondern beim Instrument.

Man muss sich vorstellen, dass jeder Pianist sich vor einem Konzert mit dem Klaviertechniker austauscht, seine Vorlieben und Ideen mitteilt, wie das Instrument für sein Konzert am besten vorbereitet werden sollte. Natürlich sind oftmals Grenzen gesetzt, da ein Flügel in einem Saal nicht komplett auf einen Pianisten in Bezug auf Spieltiefe der Klaviatur, Gewichtung der Mechanik und so weiter, eingerichtet werden kann. Aber gerade wenn es um die Klangbalance, die Brillanz geht, kann der Klaviertechniker vieles verändern, was den meisten Hörern gar nicht bewusst ist. So wollen viele Pianisten einen durchweg härteren und brillanteren Klang haben, der dadurch erreicht wird, dass die Hammerköpfe entsprechend gestochen werden. Dasselbe gilt bei den Künstlern, die einen vollkommen singenden und sanften Klang haben. Oftmals richtet sich dies ja auch nach dem Repertoire des Abends. Und genau da kann der Pianist sich ausleben, kann seine individuellen Wünsche einfließen lassen, damit das Instrument seinem persönlichen Spiel angepasst wird. Und dann ist es auch angepasst an seine Spieltechnik, so dass der Pianist einen Klang kreieren kann, mit seiner Handhaltung, der anderen vielleicht auf einem anderen Instrument verwehrt wäre.

Viele sind erstaunt, wenn sie sehen, wie ein Vladimir Horowitz mit flacher Handhaltung über den Tasten einen solch immensen Bassklang zu kreieren imstande war. Aber Horowitz hatte „seinen“ Steinway-Flügel, der absolut auf seine Spielbedürfnisse eingestellt war und mit der auch reisen durfte. Die Spieltiefe und die leichte Gewichtung der Mechanik machten es ihm möglich auf diese Weise zu spielen.

Ein besonderes Beispiel ist auch Mikhail Pletnev, der nicht mehr einverstanden war mit den Flügeln, die er in den Sälen vorfand, oder die nicht genug auf seine individuellen Spielanforderungen aufbereitet werden konnten, da sie am kommenden Abend für einen anderen Pianisten ja vielleicht wieder vollkommen anders aufbereitet hätten werden müssen, was in der Praxis unmöglich ist. Zuerst entschied er sich für einen Blüthner-Flügel, mittlerweile spielt er einen speziell für ihn vorbereiteten Shigeru-Kawai-Konzertflügel. Und das Ergebnis ist auch bei ihm vielleicht ähnlich wie bei Horowitz. Anscheinend ist die Gewichtung bei ihm auch sehr leicht, so dass er mit einem Hauch der Hand über den Tasten wunderbare Klänge erzeugen kann.

Das bedeutet: Ein Pianist allein kann sich seinen ganz eigenen Klang in seinem Inneren vorstellen. Um ihn dann auf einer Bühne auch umsetzen zu können, mit seiner persönlichen Technik, erfordert es auch, dass das Instrument seinen eigenen Gegebenheiten entspricht. Ansonsten kann er nur so viel an Klang entstehen lassen, wie ihm das Instrument erlaubt. Das sollte man bei aller Begeisterung für die Technik von Pianisten auch immer im Hinterkopf haben. Denn dann erkennt man, dass es eine Teamarbeit zwischen dem Künstler und dem Klaviertechniker ist, die das bestmögliche Ergebnis hervorbringen kann.

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