Sind CD-Kritiken heute noch von Bedeutung?

Liebe Klavierliebhaberinnen und -liebhaber,

in einer Welt der beständig fortschreitenden Digitalisierung stellen sich immer mehr Fragen nach traditionellen Formen, die in der Musikwelt seit vielen Jahrzehnten von Bedeutung waren. Dass heutzutage immer mehr Menschen Musik – und auch Klaviermusik – über Streamingdienste mittels einem Abonnement anhören, ist längst bekannt. Dennoch werden auf der anderen Seite immer mehr CD-Einspielungen produziert – von denen letztendlich die Streamingdienste profitieren, denn allein von diesen Aufnahmen speisen diese ihre Inhalte.

Da stellt sich die Frage, ob denn die Genießer von Musik überhaupt noch einen Überblick behalten können, überhaupt noch wissen, was sie anhören sollten. Die Musikkritik im Bereich der Fachmedien wird dabei immer stärker in Frage gestellt. Nun hat aber die Hochschule in Luzern (auch „Lucerne University of Applied Sciences and Arts“) genau wissen wollen, ob Rezensionen für Musikliebhaber überhaupt noch eine Rolle spielen. Das Ergebnis lässt in einer Welt der rein digitalen Medien und des scheinbar unkritischen Konsums auch von klassischer Musik aufhorchen.

Zwischen Januar 2017 und März 2018 hatte man gemeinsam mit der Universität Sheffield 1200 Personen zwischen 17 und 85 Jahren und aus 62 Ländern befragt, ob Musikrezensionen für sie eine Rolle spielen, und vor allem welche. Bemerkenswerte Ergebnisse ergaben sich. 54 Prozent hören klassische Musik immer noch von CD, jeder Zehnte sogar von Langspielplatte. Aber was noch erstaunlicher ist: 62 Prozent der Befragten nutzen regelmäßig Profi-Musikrezensionen, um sich zu informieren. Dabei werden begründete Bewertungen erwartet, wobei die Bewertungen über die Interpretation und den Klang nachvollziehbar sein müssen. Zudem war den Befragten wichtig, dass die Rezensenten keine normativen Urteile fällen, sondern als experten und Unterhalter gelten, die die Leidenschaft für Musik nahebringen sollten.

Das Ergebnis unter dem Strich: Musik-Rezensionen sind heute fast ebenso wichtig wie noch vor Jahrzehnten – oder vielleicht noch wichtiger. Denn letztendlich werden aufgrund der einfacheren Produktionsbedingungen immer mehr CDs produziert. Und wer würde schon behaupten, dass er den Überblick über die zahllosen Neuveröffentlichungen behalten kann. So orientieren sich die Liebhaber immer stärker an den Besprechungen. Umso wichtiger ist es, diese Besprechungen so neutral von Marketingstrategien und Beeinflussungen aus der Musik-Industrie zu halten. Das allerdings wird immer seltener. Und genau darauf sollte der Endverbraucher durchaus auch seinen Blick richten, denn nur, weil überall eine CD als hervorragend besprochen wird, muss dies noch lange nicht der Fall sein.

 

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