Entscheidung für Kulturgut

Liebe Klavierenthusiastinnen und -enthusiasten,

das Geschäft mit akustischen Instrumenten ist – einmal abgesehen von dem immer noch Instrumente aufsaugenden Markt in China – nicht gerade einfacher geworden. Immer seltener entscheiden sich junge Menschen ein Klavier zu kaufen, auch wenn die Musikschulen anscheinend voll sind mit Klavierschülern. Das scheint irgendwie nicht zusammen zu passen … Auf der einen Seite gibt es allerdings einen immens großen Markt an gebrauchten Instrumenten. Auf der anderen Seite haben jahrelang gerade Anfänger sich dazu entschieden, Digital-Pianos zu erwerben. Dies ist ein anderes Thema, aber hat natürlich den Klaviermarkt nachhaltig beeinflusst, da diese Instrumente erst einmal dort stehen, wo auch akustische Klaviere (vielleicht auch solche mit Stummschaltungseinrichtungen und integrierten Digital-Pianos) stehen könnten. Was aber bedeutet dies insgesamt für den Klaviermarkt und das Bekennen zu dem, was gerade in Deutschland ein Stück Identifikation des Kulturguts Musik bedeutet?

Ist es nicht so, dass wir momentan in einer Zeit leben, in der gerade jetzt eine junge Generation heranwächst, die bereits mit den digitalen Medien groß geworden ist. Zwar beschäftigen wir uns täglich selbst mit diesen Medien, aber wir dürfen dabei nicht vergessen wie jung diese Entwicklung ist. 2007 wurde mit dem ersten iPhone von Apple der Smartphone-Markt aufgerollt, Google wurde erst 1998 gegründet, damals noch ein Garagenunternehmen. Das bedeutet: Diese „Kultur“ der Alles-Immer-Verfügbarkeit ist so neu, dass die Kinder, die damit aufgewachsen sind, erst jetzt in das Alter kommen, dass sie auch Interesse an Klavierspiel haben könnten. Doch Studien belegen mittlerweile, dass selbst die Eltern schon so absorbiert sind von der Zeit mit den Social-Media und der digitalen Welt, dass sie kaum mehr ein Vorbild für ein mit Büchern und Musik aufwachsenden Kind sein können. Das bedeutet. Das Kulturgut Musik hat sich verlagert auf das passive Hören, nicht mehr auf das Selbstmachen. Das ist kein neues Problem und hat seit dem Radio und der Einführung der Schallplatte bereits Kritiker auf den Plan gerufen. Aber es hat mit der Digitalisierung eine neue Dimension erreicht, eine erschreckende.

Was passiert, wenn nun auf einmal die Kinder kein Klavierspiel mehr lernen? Was passiert mit dem Kulturgut Klavier? Stirbt es aus? Nein, aber es wird ein seltenes Phänomen werden. Wer sich heute schon wundert, dass immer mehr Chinesen die Bühnen der Konzertsäle erobern, dann hat dies einfach damit zu tun, dass die Europäer der westlich-industrialisierten Länder weniger Spitzentalente hervorbringen, da die Jugend kaum mehr Zeit finden würde, sich neben all den Social-Media-Plattformen dem Klavierspiel zu widmen. Und die Eltern leben es auch immer seltener vor.

Was bedarf es dann? Nun, es bedarf einer Erinnerung an das Kulturgut Klavier und seiner Historie, es bedarf dem Aufraffen, sich diesem Kulturgut ganz bewusst zuzuwenden, ansonsten werden in Zukunft nur mehr Kinder von Musikern auch Musiker werden. Wie man aus dem asiatischen und aus den Ländern der ehemaligen Sowjet-Republiken weiß, hat dies mit Vorleben, Erziehung und Disziplin zu tun. Wenn dies alles nicht gelingt, dann wird auch das Instrument Klavier demnächst nur noch aus Asien kommen … und das wäre ein Verlust.

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