Pianonews 06 / 2011

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Frischer Blick auf bekannte Werke
Denis Kozhukhin
Von: Isabel Herzfeld
Wer einen großen Wettbewerb gewonnen hat, kann sich der Aufmerksamkeit der Musikwelt sicher sein. Zwar ist fragwürdig geworden, was das heutzutage überhaupt zu bedeuten hat. Die sintflutartige Zunahme von Wettbewerben hat den einzelnen Ausscheidungskampf entwertet; das Profil junger Künstler einzuschätzen ist dadurch nicht leichter geworden. Doch scheint die erfolgreiche Teilnahme am Chopin- oder Tschaikowsky-Wettbewerb, bei der ARD oder Van Cliburn für den Aufbau einer Pianistenkarriere immer noch unverzichtbar zu sein. Zu den renommiertesten seiner Art gehört sicherlich der Concours „Reine Elisabeth“ in Brüssel – immerhin gewann ihn bei seiner erstmaligen Durchführung im Fach Klavier (1938) kein Geringerer als Emil Gilels, während der 18-jährige Arturo Benedetti Michelangeli auf dem 7. Platz landete.
Für Denis Kozhukhin, der im Mai 2010 mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde, öffneten sich damit die Türen zu den Konzertsälen der Welt. Es hagelte förmlich Einladungen: nach Paris, London und Amsterdam, nach Brasilien und Japan, zum Klavierfestival Ruhr, zum Rheingau-Musikfestival – wo er zusätzlich den Lotto-Förderpreis erhielt – und zum Progetto Martha Argerich in Lugano, ins Leipziger Gewandhaus und in die Carnegie Hall New York. Doch mit einem solchen Hype – der auch wieder zerplatzen kann wie eine Seifenblase – ist er kein Einzelfall. Was also macht die Faszination des 25-jährigen Russen aus, über eine technisch perfekte und musikalisch einigermaßen einfühlsame Bewältigung des Repertoires hinaus, die heute als selbstverständlich vorausgesetzt wird? Wie verkraftet er seinen frühen Ruhm, und welche Perspektiven lassen sich daraus entwickeln? Wir trafen uns mit diesem Pianisten in Berlin.