Veröffentlichungsfluten

Liebe Klavierenthusiastinnen und -enthusiasten,

es ist schon bemerkenswert wie unterschiedliche Länder und unterschiedliche Unternehmen mit ihren Veröffentlichungsplanungen umgehen. Natürlich gibt es feste Planungsziele, wann eine CD-Einspielung auf den Markt gehen soll. So geht dies oftmals mit einer Tournee von Künstlern zusammen, damit man seitens des Labels und der Veranstalter eine konzertierte Marketingstrategie aufbauen kann. Da gibt es die Idee, dass im Frühjahr und im Herbst die besten Zeiten sind, um ein Produkt auf den Markt zu bringen, da normalerweise zum einen im Frühjahr viele Konzerte stattfinden und die Festivalsaison langsam beginnt. Im Herbst dagegen hofft man, dass das Weihnachtsgeschäft bereits anläuft, um mehr zu verkaufen. Zudem gibt es in Nachbarländern wie beispielsweise Frankreich eine lange Sommerpause, in der alle ihre Arbeit niederlegen und sogar in einigen Stadtteilen der Hauptstadt Paris ganze Straßenzüge nur geschlossene Geschäfte zeigen. Natürlich wird in dieser Zeit nichts veröffentlicht. Auch in Deutschland argumentiert man gerne, dass während der langen Sommerferien keine neuen Produkte auf den Markt gebracht werden sollte, da die Menschen keine Lust und Zeit haben, in die Geschäfte zu gehen. Aber ist das wirklich sinnvoll? Wohl kaum …

Zum einen haben viele Menschen in den Sommermonaten mehr Zeit und Muße Musik zu hören oder Bücher zu lesen, zum anderen will man dies wohl eher nicht, da man selbst seine Ferien in Ruhe planen können will.

In Zeiten der Pandemie allerdings waren alle diese Gesetze ausgehebelt. Zu Beginn wurden die Veröffentlichungen nur verschoben, da alle hofften, dass die Pandemie bald vorbei sei, und man dann immer noch das Produkt auf den Markt bringen könnte. Dann aber erkannte man bald, dass sich die Maßnahmen der geschlossenen Konzertsäle und der damit kaum möglichen Bewerbung für Tourneen oder Konzertauftritte der Künstler bei Festivals noch hinziehen werden. So kam es zu einem gewaltigen Ausstoß von Neuheiten seit Ende 2020 und Beginn 2021. Das macht doch alles keinen Sinn, denn nur die CDs und die Bücher, die über das entsprechende Marketingbudget verfügen werden überhaupt noch wahrgenommen, die anderen werden durch die CDs der bekanntesten Künstler einfach plattgedrückt. Das ist schade, wenn man bedenkt, wie viel Mühe sich auch die unbekannteren Künstler mit Einspielungen machen.

Es ist eine Frage, die sich alle Unternehmen in der Musikbranche einmal stellen sollten: Ist es nicht auch sinnvoll während der Sommermonate Neuheiten auf den Markt zu bringen? Natürlich ist dies glücklicherweise nicht so, denn dann gibt es Zeitfenster, in denen die kleineren Labels und Verlage die Möglichkeit haben, stärker von der Presse wahrgenommen zu werden, da die Presse – Tageszeitungen, Magazine, Radiostationen – in der Regel keine Sommerpause machen …

Und sind wir doch einmal ganz ehrlich: Kauft man sich mehr CDs im Winter, nur weil da mehr erscheinen, oder will man auch im Sommer interessante CDs oder Bücher zum Thema Klavier hören und lesen? Die Frage ist natürlich rein rhetorisch …

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