Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,
was haben wir in den vergangenen Monaten von unseren Politikern nicht alles gehört als Tipps zum Energiesparen: Kalt duschen, weniger heizen … Doch dabei ist jeder Bürger schon daran interessiert, nicht mehr Energie zu verbrauchen als notwendig ist. Allein im September war der Energieverbrauch im Vergleich zu den Vorjahren bereits deutlich gesunken, obwohl die Temperaturen ebenfalls gesunken waren. Wäre es nicht toll, wenn man sich anstatt warm zu laufen, am Klavier warmspielen würde? Warum hat das noch kein Politiker vorgeschlagen?
Wir wissen alle, dass die Agogik und die Konzentration am Klavier uns regelrechte Adrenalinstöße versetzt, uns aufgrund der körperlich-psychischen Anstrengung auch schon einmal „schwitzen“ lässt. Also warum überhaupt heizen, wenn man sich vielleicht über den Tag immer mal wieder ans Klavier setzen kann, um sich aufzuwärmen?
Natürlich ist das nicht ganz ernst gemeint. Zwar hilft die körperliche Anstrengung am Instrument manches Mal, dass uns warm wird. Doch wie sollte man überhaupt zu spielen beginnen, wenn die Finger frostig kalt sind? Pianisten wissen das, wenn sie auf die Bühne gehen. Oftmals sind die Finger und Hände kalt und es fällt in den ersten Minuten schwer, sich die Flexibilität der Finger zu „erarbeiten“. Zudem ist es natürlich Blödsinn, dass man sich über den Tag dadurch warmhalten könnte. Vor allem aber: Wenn man nicht heizt, dann schadet dies auf Dauer jedem akustischen Instrument, denn mit der Kälte kann auch Feuchtigkeit in die Filze und das Holz ziehen, das auf lange Sicht zu Schäden am Instrument führt. Natürlich sollte man in dem Raum, in dem das Instrument steht, auch nicht übermäßig heizen, da dies die Luftfeuchtigkeit verdrängt und das Holz trocken werden lässt – einmal ganz abgesehen davon, dass sich das Instrument schnell verstimmen dürfte.
Doch was bedeutet dies für die Besitzer von hochwertigen akustischen Instrumenten, die vielleicht erst vor zwei Jahren – während der Corona-Pandemie mit Lockdown-Phasen angeschafft wurden? Nun, man muss heizen, will man nun sparen oder nicht – natürlich nur mäßig, aber letztendlich verursachen hochwertige Instrumente nun einmal Folgekosten. Warmspielen hilft zwar auch, doch das Instrument selbst kann man nicht warmspielen, sondern nur sich selbst. Wenn also irgendwann ein Politiker auf die Idee kommt, dass man doch am Instrument musizieren könnte, um sich warm zu halten und dadurch Energie sparen würde, dann wissen wir sofort, dass der nun wirklich keine Ahnung von der Materie hat …
