Räume für Klaviermusik

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

wenn man an frühere Zeiten denkt, dann wundert man sich oft über die Bilder von Malern, die Vorspiel- oder Konzertsituationen am Klavier oder Flügel darstellen. Denn in der Regel sind da kleine Räume zu sehen, da hören manches Mal gerade einmal 10 oder 20 Leute zu. Mit Aufkommen des Virtuosentums im 19. und 20. Jahrhundert wollten diese Stars des Klaviers immer mehr Menschen hören. Das bedeutete: Die Säle wurden immer größer (hier einmal ganz davon abgesehen, dass auch die Instrumente immer größer und kraftvoller wurden). Doch wenn man einmal schaut, was man dann in einem Saal mit 2000 Plätzen auch mit bester Akustik sieht und hört, ist dies nicht wirklich vergleichbar mit dem, was man in einem Raum mit dem Platz für vielleicht 150 Personen erleben kann. Der Klang ist direkter, der Kontakt zum Pianisten ist fast zum Anfassen nah. Da stellt man sich die Frage, auch wenn es sich um weniger bekannte Pianisten handelt, die nicht die Massen in die großen Säle ziehen, ob dies immer sein muss, diese großen Säle.

Nun, in den vergangenen Jahrzehnten wurden immer wieder – und nicht nur in Deutschland – neue Säle gebaut, die eigentlich als musikalische Multifunktionssäle fungieren. Orchesterkonzerte, Chorkonzerte müssen darin ebenso funktionieren wie Solo-Recitals eines Pianisten. Und wenn dann neben dem großen Saal auch noch ein „kleiner“ existiert, ist dieser in der Regel auch für mindestens 500 bis 800 Personen vorgesehen. Das ist dann auch nicht wirklich klein. Leider sind wir von den Hauskonzerten mit 20 Personen weggekommen, alle jungen Pianistinnen und Pianisten streben auf die großen Bühnen, gehen danach ins Hotel und reisen weiter. Ein direkter Kontakt zum Publikum nach einem Konzert kann da gar nicht mehr stattfinden. Doch wo findet man diese kleinen Säle, diese großen Räume in Wohnungen und Häusern, die genau für solche Zwecke gedacht sein könnten? In vielen Städten gibt es zahllose solcher Säle, doch sie werden nicht für Klavier-Recitals genutzt, da oftmals gar kein Flügel oder ein schlechter vorhanden ist. Und einen Konzertflügel oder auch einen Kammerkonzertflügel zu mieten ist nun einmal teuer. Da sollte man sich einmal Gedanken machen, ob es nicht möglich ist, diese Örtlichkeiten zu kleinen wunderbaren Kleinoden der Klaviermusik umzufunktionieren. Denn dann wäre der Charakter eines eher privateren Rahmens wieder gegeben, man könnte vielen Pianisten die Möglichkeit bieten, dort aufzutreten, die vielleicht nicht in die großen Hallen drängen.

Es gibt solche kleineren Reihen schon, meist in kleineren Städten. Aber gerade die Großstädte wären prädestiniert für solche Reihen, die uns die Klaviermusik wieder einmal direkter und hautnah erleben lassen würden. Dann würden wir auch den Charme und den Charakter der sagenumwobenen Salons wieder einmal erlebbar machen.

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