Pianisten sind nicht nur Solisten

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

wenn wir an Pianisten denken, meine wir oftmals solche, die auf den Bühnen der Welt mit Soloabenden und Klavierkonzerten brillieren. Doch ist das bei weitem nicht alles, was den Beruf eines Pianisten ausmacht oder zumindest ausmachen kann. Natürlich sind die meisten Jungpianisten daran interessiert, als Solisten auf der Bühne „Karriere“ zu machen. Wobei der Ausdruck Karriere bereits so vage ist, dass man kaum einen allgemeinen Gebrauch davon machen kann, denn Karriere ist eine sehr persönliche Angelegenheit und bedeutet immer nur das, was man sich selbst davon verspricht mit der Musik sein Leben zu gestalten und dabei glücklich zu sein.

Wie auch immer, die meisten denken bei Pianisten niemals an all die anderen glücksbringenden Möglichkeiten eines solchen Berufs. Dabei sind allein schon die vielleicht bekanntesten Beispiele nicht weniger herausfordernd oder bemerkenswert: Kammermusik-Pianist oder Liedbegleiter. Natürlich ist allein schon der Begriff des „Liedbegleiters“ so falsch wie er nur sein kann. Es ist vielmehr wie es der Pianist Hartmut Höll ausdrückt: Es handelt sich immer um ein Lied-Klavier-Duo. Diese Gleichberechtigung sollte von jedem, der eine Sängerin oder einen Sänger auf der Bühne erleben will mitdenken: Der Pianist macht den Gesang erst zu einem vollen Erlebnis! Und bei den Klaviertrios ist ohnehin das Klavier die tragende Einheit der beiden das Instrument flankierenden Streicher. Aber hier nun geht es ohnehin nur mehr um das solistische Spiel in anderen Besetzungsformen.

Dabei gibt es auch die Korrepetitoren, die im Hintergrund ihre Arbeit versehen. Sie proben tagtäglich mit Solisten aus anderen Instrumentengattungen, mit Sängern in Opernhäusern, mit Chören das Repertoire ein, das später dann oftmals das Orchester bewältigen muss. Das ist eine besondere Herausforderung, da diese Pianisten oftmals aus den Partituren spielen müssen, sich einstellen müssen auf die Gegebenheiten der Musiker, die später dann auf der Bühne sichtbar sind. Selbst im Ballettraum gibt es auch immer ein Klavier. Und auch dort gibt es einen Pianisten, der jeden Tag mit den Tänzern probt, ihnen die Stellen spielt, die das Orchester normalerweise spielt.

Was also macht einen Pianisten eigentlich aus? Letztendlich die Fähigkeit mit dem Spiel seines Instruments auf professioneller Ebene glücklich zu werden – das ist die eigentliche Karriere. Nicht berühmt oder bekannt zu sein, nicht viel Geld zu verdienen … das ist alles nur oberflächliche Optik, die nichts mit dem Glück zu tun hat, sich mit dem Instrument auszudrücken.

Ein anderer Zweig ist natürlich das Unterrichten, bitte vergessen Sie dieses so wichtige Feld nicht. Nicht alle sind zu Pädagogen für das Klavierspiel geboren, aber es gibt solche, die daraus eine Kunst machen. Und wer dann abfällig denkt, dass diejenigen, die unterrichten, nur gescheiterte Pianisten sind, der irrt sich. Denn gerade die Ausbildung ist es, die überhaupt erst Pianisten hervorbringt. Und wenn es auch die ersten Schritte im Kindesalter sind, denkt man dennoch unweigerlich höher von den Pädagogen, die später als Professoren einfach nur mehr Geld verdienen, aber letztendlich einen ähnlichen Beruf ausüben. Das sollte aufhören, denn die Klavierlehrer in Musikschulen sind oftmals ebenso hoch ausgebildete Pianisten wie die Professoren. Und das Leben, das sie sich als Pädagogen gewählt haben, macht ihnen Spaß und bringt den Kindern viel Lebensglück.

Nein, es sind nicht nur die Pianisten, die als Solisten auf den Bühnen sitzen, die man goutieren sollte, sondern es ist die Gesamtheit aller, die uns – im Vorder- oder im Hintergrund – mit Klaviermusik ein besseres und kulturell ausgefülltes Leben bringen!

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