Pedalspiel

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

es ist schon eine eigenwillige Sache mit den Klavieren: Da hat man die Tasten, die bei richtigem Anschlag einen ordentlichen Ton erzeugen. Doch man hat weit mehr Möglichkeiten bei einem Klavier oder Flügel, um den Klang zu beeinflussen: Die Pedale. Doch wenn man deren Gebrauch aufmerksam bei Amateuren und bei Jungen-Pianisten beobachtet, ist man erstaunt wie einseitig und eingeschränkt man die Pedalerie bei einem so interessant gebauten Instrument benutzt.

Viele Amateur-Klavierspieler nutzen vor allem das rechte Pedal, das sogenannte Haltepedal, das die Dämpfer anhebt, um das Schwingen der Saiten zu verlängern, bis man das Pedal wieder loslässt und die Dämpfer sich auf die Saiten senken. Doch die meisten denken gar nicht daran, ihrem Klaviertechniker, der zu ihnen in die hauseigenen vier Wände kommt, um das Instrument zu stimmen, zu sagen, dass er auch einmal die Pedale überprüfen sollte. Denn nur, wenn die komplette Dämpferleiste genau eingestellt ist, kann man das Haltepedal auch in der richtigen Art und Weise nutzen. Und das ist nur eines der drei zu nutzenden Pedale …

Das Haltepedal ist das Pedal, das in der Regel von Komponisten in den Noten recht genau eingezeichnet wird, mit „Ped.“ Zum Treten des Pedals und mit * zur Aufhebung (in heutigen, modernen Ausgaben von Werken klassischer Komponisten wie beispielsweise bei Mozart oder Haydn oftmals nachträglich als Hinweis oder als Spielangebot). Aber man tritt dieses Pedal nicht nur einfach, sondern man hat mehrere Möglichkeiten, es zu nutzen. So kann man es sogar dosieren: Man kann es halb treten, um die Dämpfer nur ein wenig von den Saiten abzuheben, oder vollständig. Zudem kann man es als „Flatter-Pedal“ oder als „Pedal-Triller“ nutzen, um bestimmte Effekte zu erzielen. Doch all diese Möglichkeiten werden dem Spieler am Instrument nur dann gegeben, wenn die Dämpfer genauso präzise eingestellt sind wie die die Saiten anschlagenden Hammerköpfe. Zudem sollten natürlich auch die Filze der Dämpfer noch weich und in Ordnung sein, damit der Effekt entsprechend genutzt werden kann.

Allerdings gibt es natürlich konstruktive Unterschiede zwischen Flügeln und Klavieren – vor allem in der Wirkungsweise der anderen beiden Pedale. Denn das linke Pedal ist dasjenige, das den Effekt des „leiseren“ Spiels erzielen soll, eigentlich aber als Klangfarbe dienen soll. Leider wird das oftmals auch von professionellen Jung-Pianisten negiert und sie nutzen dieses Pedal wirklich zum „leisen Spielen“. Dieser Effekt wird bei einem Flügel dadurch erreicht, dass die gesamte Mechanik nach rechts verschoben wird, so dass die Hammerköpfe nur noch eine oder zwei der pro Ton im Instrument befindlichen Saiten (auch Saitenchöre genannt) angeschlagen werden. Dadurch erscheint der Klang leiser. Vor allem aber ist die Klangfarbe anders, da eine andere Stelle der Filze auf den Hammerköpfen die Saiten trifft und andere Obertöne in den Schwingungen der Saiten wirken. Natürlich kann man auch das halbe Pedal treten, um bestimmte „schwirrende“ Effekte zu erzielen. All dies ist natürlich auch hier nur mit einer genauen Einstellung aller Einzelteile möglich. Bei einem Klavier wird die Wirkung etwas anders erzielt, denn dort wird die gesamte Mechanik im Instrument einfach weiter in Richtung Saiten geneigt, so dass die Entfernung zu den Saiten geringer wird, wodurch die Schlagkraft auf die Saiten verringert wird.

Und dann ist da noch das mittlere Pedal, das nur äußerst selten in Kompositionen Anwendung findet – soweit es die Möglichkeit des Effekts bei Flügeln betrifft. Denn bei Flügeln ist die Wirkung dieses mittleren Pedals vollkommen anders als bei Klavieren. Während bei Klavieren dieses Pedal eingehakt werden kann, um eine dämpfende Wirkung zu erzielen, indem ein Filzstreifen zwischen die Hammerköpfe und die Saiten eingeschoben wird, um den Klang zu dämpfen, also als Dämpferpedal fungiert, dient es bei Flügeln zu einem anderen Zweck. Es wird als „Stostenuto“-Pedal bezeichnet und hebt die Dämpfer nur der Töne auf, die zuvor angeschlagen wurden, während die anderen weiterhin gedämpft werden (nur wenig Klaviere überhaupt haben für das mittlere diese „Sostenuto“-Wirkung eingebaut.

Nach diesen Erklärungen ist es wohl jedem klar, dass die Wirkung des Pedalspiels extrem wichtig ist für das moderne Klavierspiel. Entsprechend sollte man in jedem Fall darauf achten, dass die Pedale selbst, aber vor allem die durch sie ausgelösten Funktionen perfekt funktionieren.

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