Mediengeschichte der Klavierreproduktion

Liebe Klavierenthusiastinnen und -enthusiasten,

wenn man beim Klavier in die Geschichte schaut, dann entdeckt man natürlich weitaus früher als bei anderen Instrumenten den Wunsch nach Reproduktion. Bereits 1904 hatte die Firma Welt das Patent für ein Reproduktionsklavier angemeldet. Wie wir wissen, ist der Erfolg dieser Technik bald zu einem Welthit avanciert. Das Unternehmen hat zahllose Instrumente umgebaut, ging mit der Firma Mignon zusammen und produzierte und produzierte. Später war dieses Medium vor allem durch Firmen wie Ampico (das Kürzel für American Piano Company) in den USA ein solcher Erfolg, dass man 10Tausende an Klavieren mit Rollensystem ausgestattet verkaufte. Natürlich hatte man schon zuvor über das Radio, das vor allem in den USA und in den Niederladen durch das Unternehmen Philipps raschen Erfolg hatte, auch Klaviermusik hören können. Doch bis die Geräte sich in allen Haushalten verbreiteten, waren die Rollenklaviere eine beliebte Möglichkeit sich Klaviermusik in den eigenen vier Wänden anzuhören, auch wenn man selbst nicht spielen konnte.

Was gab es sonst noch? Nun, die Bandmaschinen, die LP, dann die Audio-Kassetten und ab 1982 dann die CD. Die Erweiterung dieses Mediums auf SACD (die Audio DVD hatte sich nicht durchsetzen können), das heute immer noch zum großen Teil den Musikmarkt beherrscht, ist grundsätzlich keine neue Technologie. Mittlerweile entdeckt man vermehrt die LP als hochwertigen Tonträger zurück, die Video-DVD scheint fast schon wieder ausgedient zu haben … Mittlerweile ist natürlich jede Art von Musik, die irgendwann einmal auf einem Medium eingespielt wurde, digitalisiert und im Internet oder auf einem der Streaming-Portale verfügbar – gegen kleines Geld oder kostenfrei.

Vor 33 Jahren hat das japanische Unternehmen Yamaha dann die ehemalige Idee der Wiedergabesystem mittels eines akustischen Klaviers oder Flügels auf eine neue Stufe gehoben: Disklavier hieß das Ganze und heißt es eigentlich heute noch, nur dass man seit der neuesten Generation dieser Technologie von „Enspire“ spricht. Andere Unternehmen kamen hinzu, so das Wiener Unternehmen Bösendorfer mit dem sogenannten SE-Flügel 1985, der später mit einer neuen Technik „Ceus“ genannt wurde. Auch Schimmel hatte mit dem Audioforte schon zukunftsweisend gearbeitet und einen Transducer in seine Flügel integriert, eine Technik, die später mit modernsten Mitteln von Yamaha und Kawai neu auf den Markt gebracht wurden. Steinway war der letzte Kandidat der Klavierhersteller, der mit dem „Spirio“ ein Abspielsystem auf den Markt brachte und mittlerweile auch ein Aufnahmesystem anbietet, das „Spirio r“, das wie das Disklavier und andere System heutzutage die Möglichkeit haben, sein Siel aufzunehmen und akustischen auf dem Instrument wiederzugeben.

Doch wohin soll diese nicht einmal 100-jährige Geschichte der Wiedergabemöglichkeiten von akustischen Klavieren und Flügeln noch hinführen. Werden wir alle irgendwann mit einem Transmitter herumlaufen, der im Körper implantiert jederzeit das hören aller irgendwann einmal aufgenommenen Klavieraufnahmen abrufen lässt? Nein, das Klavierspiel ist – bei aller Faszination von Aufnahmen alter Tage – ein Live-Erlebnis. Und da hat sich nur wenig geändert: Ein Pianist, ein Instrument und ein Publikum im Saal. Genau das ist es, worum es geht. Und daran haben auch die vielen und viel zu zahllosen Corona-Hauskonzerte über das Internet nichts geändert.

Das Klavier ist ein live und direkt zu erlebendes Instrument. Und wenn man es nicht als Zuhörer erleben will, dann durch das Selbstspielen. Nicht umsonst berichten viele Händler mit Werkstätten, dass sie fast noch nie so viel zu tun hatten wie in den Corona-Monaten. Das Klavierspiel befindet sich auf einem Hoch wie schon lange nicht mehr. Und so sollte es bei aller Technik und Technologie auch bleiben.

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