Klaviere sind Kulturgut

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

die deutsche Klavierindustrie schwächelt! Das haben Sie in den vergangenen 20 Jahren vielleicht schon einmal gehört. So beispielsweise während der Finanzkrise 2008/09, als gerade das Geschäft in den USA aufgrund von Spekulationen vollkommen einbrach. Nun aber ist es nach den guten Corona-Jahren, als viele Menschen sich daran erinnerten, dass Klavierspielen nicht nur Spaß, sondern auch Genugtuung und Erbauung in den eigenen vier Wänden bereiten kann – und entsprechend viele ein Klavier kauften – ein tiefer Einschnitt für Händler wie für Hersteller. Kurzarbeit, Arbeitsbereichverlagerungen ins Ausland etc. sind die Folgen. Warum? Es wurden schon 2023 nicht allzu viele Neuinstrumente verkauft – doch nun hat dies einfach direkte Auswirkungen.

Natürlich ist der Standort Deutschland als Arbeitsstandort extrem kostenintensiv. Die Preisexplosionen auf dem Rohstoffmarkt betrafen auch die Hölzer, eines von vielen der wichtigsten Materialien, die für den Klavierbau genutzt werden. Zudem sind auch die Energie- und Transportpreise gestiegen. Kein Wunder also, dass viele der Instrumentenhersteller ihre Preise 2023 deutlich angehoben haben. Das ist aber ein Akt, der nicht gerade mehr Interessenten dazu bewegt, ein neues Instrument zu kaufen. Selbst preiswerte Klaviere aus Asien kosten mittlerweile schon einmal um die 6000,- Euro, Instrumente aus deutscher Produktion liegen da schon einmal beim Drei- bis Vierfachen. Wer soll sich das leisten können?

Zudem ist der für viele Instrumentenhersteller so wichtige chinesische Markt bei weitem nicht mehr so stark wie noch vor einigen Jahren. Die chinesische Wirtschaft hadert mit ihrem Wachstum, entsprechend werden auch dort hochwertige Instrumente nicht mehr so leicht an den Mann oder die Frau gebracht.

Doch all dies sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei vielen genügend Geld vorhanden ist. Aber: die Deutschen geben es lieber für ihren Urlaub aus, als für ein Instrument, das jahrzehntelangen bestand hat (wenn nicht noch viel länger) und zudem Eltern wie Kindern (und Gästen) Freude bereiten kann, ohne dass große Zusatz- oder Folgekosten entstehen, wie bei vielen anderen Gütern. Doch die Akzeptanz von Musik, dem Musikmachen und den dafür benötigten Instrumenten ist seit Jahrzehnten in Deutschland nicht mehr von Politik, Wirtschaft oder anderen wichtigen Interessensgruppen gefördert worden. Entsprechend ist das Interesse nur noch mäßig, auch bei denen, die sich durchaus ein Klavier oder einen Flügel leisten könnten. Doch Nachhaltigkeit – was bei einem Flügel oder Klavier immer gegeben ist – scheint irgendwann doch nicht wirklich wichtig zu sein. Dabei ist das Klavier ein Kulturgut, vor allem in Deutschland, einem der Länder, in denen die Wiege des Klaviers liegt und wo es noch mehr Firmen gibt, die solche Instrumente herstellen, als in jedem westlichen Land der Erde. Dieses Kulturgut muss gefördert und erhalten werden, denn ansonsten können wir irgendwann – wie bei anderen Waren schon lange – nur mehr Instrumente aus China kaufen … und das ist eben nicht wirklich dasselbe.

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