KI und die Musik

Viel wird in diesen Tagen über die in Deutschland als KI – Künstliche Intelligenz – bezeichnete Technologie gesprochen, die im Amerikanischen AI – also Artificial Intelligence – lautet. Und natürlich wird immer wieder von der Einflussnahme diese KI auf das Leben, die Kunst gesprochen. Mittlerweile ist es keine große Sache mehr mittels von offenen KI Systemen wie ChatGTP Bilder oder Texte zu erstellen. Vor kurzem hatte noch der Chefredakteur eines großen Magazins geäußert wie großartig es sei nun mit Berühmtheiten Interviews zu führen, ohne dass man diese Personen persönlich treffen müsste. Und natürlich wird KI auch längst in der Musik verwendet, um nach bestimmten Vorgaben Musikwerke zu schaffen.

KI ist nicht neu, sondern wird schon lang eingesetzt und mit viel Geld erforscht. Aber durch die offenen Systeme und die Tech-Riesen, die sich nun auf die Fahne geschrieben haben, dass KI weitaus effektiver ist als Algorithmen, um Kundendaten zu sammeln und diese entsprechend zur Bindung der Kunden einzusetzen, hat sich die Entwicklung nun doch extrem beschleunigt. Und wer einmal die mit KI programmierte Seite DeepL für eine Übersetzung ausprobiert hat, ist mittlerweile erstaunt, wie viel das System in den vergangenen 12 Monaten gelernt hat, um besser zu werden.

Und wieder einmal ist es so, wie es in den vergangenen Jahrzehnten war, wenn eine neue Technologie Einzug in unser Leben gehalten hat. Wir waren erstaunt und fasziniert, aber auch ängstlich und ließen es dennoch geschehen. Natürlich bieten die KI-Systeme immense Möglichkeiten in allen Bereichen; es seien nur die Medizin oder die intelligente Steuerung von Systemen, wo kein menschliches Wesen Zugang hat, erwähnt. Aber dass gerade in der Kunstszene diese KI eingesetzt wird, stimmt einen doch bedenklich. Denn gerade dort, wo Inspiration und persönlicher Ausdruck (und hier ist menschliche Persönlichkeit genannt) die wichtigste Rolle spielen, sollte man Vorsicht walten lassen. Allerdings gibt es auch in der Kunst in den vergangenen Jahrzehnten Tendenzen der Verflachung, so dass neue Strömungen, die tatsächlich neue Ausdruckwelten kreieren, eher vergeblich gesucht werden. In diesen Bereichen wird die KI erfolgreich sein, da die Komplexität dieser Ausdruckwelten eher gering ist. Sobald aber ein Komponist oder ein Interpret sich tief in die Klangwelten begibt, wird die KI (noch) scheitern, um ihn sie zu ersetzen.

Was bedeutet dies alles für die Klaviermusik? Nun, einfache Klaviermusik wird leicht von einer KI gelernt werden können, um sie neu aufzusetzen und nach dem Gelernten etwas Neues daraus zu machen. Aber die Frage ist: Kann sie Neues kreieren, wenn sie Beethoven, Chopin, Brahms und all die Neuerer in ihrem Feld erlernt hat? Etwas vielleicht bis dahin nie Dagewesenes? Oder wird es nur epigonal klingen? Natürlich bedienen sich Komponisten nun auch bereits KI-Systemen, um Neues auszudrücken, um sich inspirieren zu lassen. Das steht außer Frage und ist auch legitim, denn das war schon bei Karlheinz Stockhausen und der Elektronik der Fall. Aber letztendlich steht dann doch die Inspiration des Menschen dahinter.

Und im Klavierbau? Nun, auch dort kann KI helfen, Systeme zu steuern, Verbesserungen herbeizuführen. Immerhin kann eine KI die gesamte Klavierbaugeschichte weitaus effektiver in Prozesse einbeziehen, um Innovationen und effektivere Methoden in den Bauprozess einzubinden. Aber das Handwerk selbst wird sie nicht können, zumindest noch nicht. Zumindest nicht, wenn es sich um akustische Instrumente handelt. Bei Digital-Pianos, die ja längst mit dem Internet verbunden großartige Möglichkeiten bieten, wird es wohl anders aussehen.

KI ist ein spannendes Thema, eines, dem man sich nicht verschließen sollte – und wohl auch nicht kann. Aber man sollte Vorsicht walten lassen, um am Ende zu erkennen, was menschlich und was von einer Maschine kreiert wurde.

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