Erlebniswelt Klaviermusik

Liebe Klavierenthusiastinnen und -enthusiasten,

ist es nicht seit Jahren ein Trend, dass alles, was wir außerhalb unseres Berufsalltags planen und machen wollen, einen Erlebnischarakter haben muss? Natürlich ist dieser Begriff allein schon ein wenig eigenwillig, denn alles, was wir im Leben anstellen, ist letztendlich ein Erlebnis. Es ist natürlich eine Definitionssache, was wir als Erlebnis bezeichnen und was nicht, aber wir erleben immer, wenn wir wach sind. Letztendlich kommt es auf uns selbst an, ob wir mit offenem Blick das erleben, was wir machen.

Das Erlebnis von Klaviermusik ist natürlich ein ganz besonderes. Allerdings sollte jedes Mal, wenn wir den Klang eines Klaviers hören, ein Erleben mit sich bringen. Und dabei spielt es keine Rolle, ob wir Klaviermusik am eigenen Instrument erleben, ob wir eine CD oder eine alte Vinylschallplatte hören, oder ob wir in einem Konzert sitzen: Klaviermusik bleibt ein besonderes Erlebnis. Und es sollte auch eines bleiben, wenn wir das Ereignis selbst längst nicht mehr hören können. Denn der Klang und seine sinnliche Ebene sollten noch lange in uns „Nachklingen“. Nur auf diese Weise bleibt die Klaviermusik ein „Erlebnis“. Denn ich denke, dass die meisten Leute heutzutage ein Erlebnis mit dem nachhaltigen Gedanken des Erinnerns verbinden. Dazu gehören bei Vielen in der Regel auch Fotos oder kurze Videos. Aber von der Klaviermusik ist dies eigentlich nicht möglich, denn die emotionale Ebene des Klangerlebnisses kann man weder auf einem Foto noch in einem Video festhalten. Man muss sie auf sich wirken lassen, sich darauf einlassen, sich darauf konzentrieren, dann wird man dieses Erlebnis auch nachhaltig im Gedächtnis behalten.

Das gilt auch für die eigenen Übestunden am Instrument, die nicht das repetitive Wiederholen von Passagen oder immer demselben Werk beinhalten sollte, sondern auch das Erlebnis (gerne auch mit viele Fehlern beim Spiel), dem Instrument zu lauschen, seinem eigenen Spiel zuzuhören. Nur auf diese Weise kommt ein Erleben zustande. Selbst wenn man das nicht täglich machen kann und sollte, muss sich ab und zu dazu zwingen, das Instrument auf diese Weise zu betrachten und es auf diese Wiese zu verinnerlichen. Das sich selbst Zuhören ist frappierend inspirierend. Und auf diese Weise wird die Klaviermusik immer wieder zu einem Erlebnis – auch zu einem nachhaltigen.

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