Ein Konzert zu Hause

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

es ist schon eigenartig, wie sich die Welt in den vergangenen Jahrhunderten verändert hat, in jeder Richtung. Auch im Bereich der Konzertsituationen. Wenn man die Berichte von Konzerten eines Joseph Haydn oder Ludwig van Beethoven, ja wenn man die Zeugenaussagen der Auftritte eines Chopin hört, dann sind es kleinere Säle, ja bei Haydn oder Beethoven noch oftmals adelige Häuser, in denen die Konzerte stattfinden. Und bei Chopin, Liszt oder anderen sind es vor allem die Salons, die Räumlichkeiten des wohlbetuchten Bürgertums, die als Auftrittsorte dienten.

Natürlich wollen wir nicht mehr in Zeiten leben, in denen die Konzerte ein Privileg für die oberen Schichten darstellen, dennoch scheint es, als seien Konzerte nur noch in sehr großen Sälen möglich, zu denen man pilgern muss, um Pianisten zu erleben. Doch seit einigen Jahren – besonders in Städten wie Wien – haben sich wieder kreise zusammengefunden, in denen die Konzerte in einer Salonatmosphäre stattfinden, in einem gemütlicheren Rahmen des Austauschs. Und genau da passt die Musik auch hin. Das hat nun nichts mit dem Wort „Kammermusik“ zu tun, obwohl auch dieser Begriff darauf verweist, dass die Besetzung klein ist und in einer „Kammer“ Platz und Aufführung findet. Nein, die Klaviermusik ist – vor allem, wenn es sich um bestimmtes Repertoire handelt – in einem Haus (Salon), im intimen Rahmen, bestens aufgehoben. Nicht nur, dass man dem Künstler näher ist, sondern man erlebt die Musik auch unmittelbarer.

Doch nur selten hört man von solchen Konzerten, zu denen man Freunde, Bekannte oder Nachbarn und Menschen aus der Umgebung einlädt. Doch wenn man einmal Zeuge eines solchen heutzutage als Hauskonzert bezeichneten Abend war, dann weiß man, dass es ein Verlust ist, dass diese Art von Zusammenkünften von Gleichgesinnten nicht häufiger stattfindet. Warum ist das so? Nun, in unserer Gesellschaft sind oftmals die Menschen überlastet, wollen sich nicht noch zusätzlich mit den Vorbereitungen, der Organisation von solchen Hauskonzerten belasten. Doch wenn man weiß, was man zurückbekommt, von den Gästen, den Künstlern, dann werden sich die ein oder anderen vielleicht doch einmal entscheiden Gäste zur Musik in ein Haus einzuladen. Das Musikerleben und der Austausch nach den Konzerten ist unvergleichlich intensiver, als geht man in einen Saal mit 2000 Sitzen und geht danach nach Hause. Wer also die Möglichkeit hat, der sollte Hauskonzerte veranstalten.

Image