Desinfektion ist in aller Munde – doch wie macht man das am Klavier?

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

auch wenn man das Thema Corona-Krise aufgrund der Überflutung in den Medien eigentlich nicht mehr hören kann, gibt es aufgrund dieser Krise doch Bereiche, auf die man nun erst aufmerksam gemacht wird, nachdem sie in früheren Zeiten niemals eine Rolle gespielt zu haben schienen. Als im März dieses Jahres die Infektionszahlen heftig anstiegen, hat man plötzlich Probleme gehabt Desinfektionsmittel in Drogerien, Supermärkten oder Apotheken überhaupt noch kaufen zu können. Alles, jeder Gegenstand sah sich plötzlich mit jeglichem Desinfektionsmittel konfrontiert, Telefone, Türgriffe, Knöpfe jeglicher Art, die auch andere Personen betätigt haben könnten. Und dann war da auch die Klaviatur des Flügels oder des Klaviers … Wenn es die in den eigenen vier Wänden war, die eine Zeitlang ja die einzige war, die man überhaupt anspielen konnte, war das alles kaum ein Problem, da meist nur eine Person diese Tasten anspielte. Doch als die Musikschulen, die Musikhochschulen und die Klavierfachgeschäfte wieder teilweise öffneten, musste man sich plötzlich mit dem Thema Desinfektion auseinandersetzen, da nun mehr als eine Person die Tasten eines Instruments bespielten. Doch wie sollte man fachgerecht eine Klaviatur desinfizieren?

Diejenigen, die sich nicht intensiver mit diesem Thema beschäftigten oder den Angestellten eine bestmögliche Anleitung gaben, liefen schnell Gefahr, den Klaviaturbelag langfristig zu schädigen oder aber die Klaviatur selbst in Mitleidenschaft zu ziehen. Es reichte halt nicht aus, eine Flasche Desinfektionsmittel neben ein Instrument zu stellen. Desinfektionsmittel direkt auf die Tasten zu sprühen sollte nämlich in jedem Fall vermieden werden. Warum? Nun, Desinfektionsmittel enthält einen gewissen Prozentsatz an Alkohol und dieser greift das Tastenmaterial an. Alkohol selbst ist noch schlimmer. Auch Essigsäuren sind schädlich. All dies sollte absolut vermieden werden. Natürlich gilt es erst einmal für jeden Spieler, der sich an ein Instrument setzt, das vor ihm vielleicht schon andere gespielt haben, dass sie oder er seine Hände ausreichend desinfiziert. Daneben gibt es spezielle Reinigungstücher für Klaviaturen, die man anwenden kann. Wenn man dann doch ein Desinfektionsmittel benutzen will, sollten ein paar Spritzer ausreichen, wenn in dem Mittel nicht mehr als 30 % Ethanol (Alkoholgehalt) beinhaltet sind. Am einfachsten ist allerdings folgende Methode: Ein leicht feuchtes (nicht jedoch nasses, vielleicht sogar tropfendes) Fensterleder nehmen, um die Tasten ordentlich abwischen. Wichtig dabei ist, dass man auch die Tastenseiten, also die Tastenzwischenräume erreicht und abwischt, denn es sind nicht nur die Oberflächen, die „bespielt“ werden. Ins Wasser, mit dem man das Fensterleder befeuchtet, kann man durchaus ein paar Tropfen Isopropylalkohol hinzugeben, um den Effekt zu verstärken. Aber das ist es auch schon.

Wer neurotisch permanent die falsche Anwendung wählt, wird nicht nur die offenporigen Tastenbeläge aus Tharan oder Thermoplasten schädigen, sondern auch die vielleicht sogar aus Ebenholz bestehenden schwarzen Obertasten, die oftmals mit Bienenwachs behandelt sind, den man mit falscher Behandlung komplett entfernt. Was passiert, wenn man mit zu aggressiven Stoffen die Tastatur reinigt? Nun, es werden Risse entstehen, die wiederum mehr Bakterien und Keime aufnehmen können, auch wenn man es nicht auf Anhieb sehen wird.

Jeder verantwortliche Klavierlehrer sollte dies Verfahren eigentlich immer anwenden, da es nicht nur in Corona-Zeiten Viren und Bakterien gibt. Jeder Klavierhändler ebenfalls, damit sich kein Kunde beispielsweise nach dem Anspielen eines anderen Interessenten mit Grippe-Viren oder Erkältungsbakterien ansteckt.

Was wir sehen: Eigentlich sollte dieses Thema immer schon in den Köpfen derjenigen sein, die wissen, dass ein Instrument vor kurzem noch von jemand anderem angespielt wurde. Nun allerdings sollte man noch sensibler mit diesem Wissen umgehen – ohne zu übertreiben und mit der richtigen Anwendung.

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