Design bei Digital-Pianos

Ist es nicht ein wenig komisch, dass sich gerade bei elektronischen Produkten eine gewisse Einheitlichkeit des Aussehens eingeschlichen hat. Nur nach und nach gibt es Produkte auf dem Markt, die sich unterscheiden. Das beginnt bei Computern, geht über Smartphones und Fernseher bis hin zu Küchengeräten. Dabei sind es aber gerade die kleineren Firmen, die dann doch Aufmerksamkeit erregen, wenn es um das Aussehen geht. Sie sind mutiger, wenn es um die Gestaltung von elektronischen Produkten geht. So gibt es im Bereich von Küchengeräten polnische oder italienische Unternehmen, die mit Retro-Designs erfolgreich sind, seien es Kühlschränke in der Optik von Bosch-Kühlschränken aus den 1950er Jahren oder aber einfach nur Küchen-Kleingeräte wie Mikrowellen-Geräte, die dann so gestaltet sind, als wären sie den 1960er Jahren entsprungen.

Warum ist die Optik bei Elektronik so generalisiert? Nun, es sind natürlich von großen Unternehmen gesetzte Trends, die dabei wirken. Aber nicht jeder will dieselbe Optik haben. Selbst wenn man bislang noch gar nicht darüber nachgedacht hat, ein bestimmtes Produkt zu nutzen, bekommen viele über das Design Lust auf ein bestimmtes Produkt.  Auch bei den Digital-Pianos gibt es ein bis heute recht standardisiertes Äußeres. Das liegt natürlich auch an dem Anspruch, dass ein Digital-Piano immer so aussehen soll wie ein akustisches Instrument – oder zumindest daran erinnern sollte. Der Spieler eines solchen Instruments soll also eigentlich nicht daran erinnert werden, dass er an einem elektronischen bzw. digitalen Instrument sitzt. Doch dies betrifft doch eigentlich nur Spieler, die sich bereits an ein akustisches Instrument gewöhnt haben. Warum also gibt es nicht für all diejenigen Spieler, die sich ein Design-Objekt ins Wohnzimmer stellen wollen, Instrumente. Nun, es gibt sie spätestens seit vergangenem Jahr. So hat das japanische Unternehmen Casio seine Design- und Forschungsabteilung beauftragt, genau dies herauszufinden: Ein Digital-Piano, das die Menschen anspricht, die sich bislang nicht von den dunklen, kistenartigen Digital-Pianos angesprochen fühlten. Entstanden ist ein modernes digital-Piano namens Privia PX-S7000, das – wie schon bei den Küchengeräten – eine gewisse Retro-Optik beinhaltet. Der weltweite Erfolg dieses Design-Digital-Pianos ist bemerkenswert. Auch das koreanische Unternehmen Samick hat sich darüber Gedanken gemacht und hat ein Digital-Piano entwickelt, auf dessen Front der zu dem koreanischen Hersteller gehörende deutsche Klavierbauername Seiler prangt. Auch hier ist das VP-7 genannte Digital-Piano optisch deutlich von Vintage-Pianos wie einem Fender Rhodes oder einem Hohner Clavinet beeinflusst. Auch ein Instrument für eine bereite Schicht von Klangliebhabern, die vielleicht einmal ein Instrument ins Wohnzimmer stellen wollen, um ihren Ideen an den Tasten Ausdruck zu verleihen? Dies bleibt abzuwarten, bis dieses Instrument so richtig im Markt Fuß gefasst hat.

Aber es zeigt sich, dass es noch Käuferschichten gibt, die noch niemals von den Herstellern der Klaviere und Digital-Pianos in den Fokus genommen wurde: Diejenigen, die sich vielleicht ein Instrument anschaffen würden, wenn es nicht so aussieht, wie es sich bislang traditionell einbürgert hat. Und da liegen noch viele Potenziale für die Hersteller brach.

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