Beständig neue Notenwerke

Liebe Klavierenthusiasten und -liebhaber,

wenn man bedenkt wie viel neue Notenbände im Jahr auf den Markt kommen, ist man erstaunt. Wenn man sich im Notenfachhandel einmal die sogenannten „Nova“ der großen Musikverlagshäuser anschaut, sind gerade die Neuheiten im Bereich der Klaviermusik zu zwei Händen immens umfangreich. Doch wie behält man den Überblick, wie kann man für sich persönlich wählen, ob das, was da (natürlich) immer mit großartigen Worten angepriesen wird, wirklich gut ist, oder geeignet für einen selbst?

Nun, es gibt keinen kompletten Überblick, Notenbesprechungen in einem Magazin wie PIANONews bieten auch nur einen Ausschnitt aus dem Gesamtangebot an Neuheiten. Zudem sind es ja vollkommen unterschiedliche Dinge, die da angeboten werden. Zum einen kommen beständig überarbeitete Notenbände des großen und bekannten Standardrepertoires auf den Markt, seien es die Beethoven-Sonaten in einer neuen Urtext-Edition oder Werke, die bislang Lizenzen unterlagen und nun – 70 Jahre nach dem Tod eines Komponisten – frei verfügbar sind und erstmals von anderen Verlagen in neuen Editionen erscheinen. Dies geschah vor einigen Jahren mit den Klavierwerken von Maurice Ravel, auf dessen Werke ein französischer Verlag alle Rechte auf sich vereinigte. Zum anderen aber sind es dann die vielen Notenbände der „erleichtert“ zu spielenden Standardwerke. Diese sind für Anfänger gedacht, die zwar die Melodie noch erkennen wollen, eine Beethoven-Bagatelle einmal spielen wollen, aber den technischen Ursprungsanforderungen nicht gewachsen sind. Allein: Oftmals macht es nur wenig Spaß diese Noten zu spielen, da das tatsächliche Erkennen des Ohres dann letztendlich doch nicht stattfindet, wenn man diese „leichte Version“ spielt.

Doch man darf nicht vergessen, dass sich beständig Pädagogen mit Erfahrungen und junge wie gestandene Komponisten mit dem Klavier und seiner Musik beschäftigen. Die Auswahl von Werken ist riesig, die da jedes Jahr auf den Markt kommt. Und hier muss es handhaben wie mit Büchern. Wenn man eine Rezension liest, die darauf hinweist, dass das Werk einem gefallen würde, dann sollte man es sich anschaffen. (Bei einem Buch weiß man letztendlich auch nicht, ob es einem gefällt, wenn man es erst einmal gekauft hat.) Man wird auf diese Weise sicherlich fündig. Daneben könnte man sich manches Mal mit Gleichgesinnten im Internet in den sogenannten Foren austauschen und versuchen herauszufinden, welche Musik man vielleicht nicht kennt, die einem aber wärmstens empfohlen wird. Ausprobieren, Noten kaufen, die man nicht kennt – das sind die spannenden Momente des Musikentdeckens. Das muss nicht immer atonal klingen oder avantgardistisch, nur weil es Neue Musik ist, denken Sie das nicht. Ganz im Gegenteil! Heute wissen auch die jungen Komponisten, dass sie für ein Publikum schreiben müssen, emotional und ansprechend. Entsprechend komponieren sie und kreieren schöne und spielbare Musik. Vor allem natürlich dann, wenn sie für Anfänger oder leicht fortgeschrittene Spieler schreiben, im Auftrag von Verlagen und nicht für die Bühne.

Dann gibt es noch ein weites Feld der Musik, die als „Songbooks“ beständig neu auf dem Markt erscheinen. Das sind dann die Transkriptionen von bekannten Songs aus den Charts (gleichgültig, ob dies Pop-Songs, deutsche Lieder oder aber Volksmusik-Songs sind), die man für das Klavierspiel angefertigt hat. Es ist nicht einfach diese Musik immer beim Spiel zu erkennen. Doch gerade junge Spieler haben selbstredend eine Affinität für diese Musik, da sie sie kennen und im Ohr haben. Doch auch da gilt: Ausprobieren, was funktioniert und was nicht.

Es bleibt dabei: Die Möglichkeiten sind riesig, neue Musik zu spielen, Neues zu entdecken, auch abseits der oftmals schwierig zu spielenden Literatur, die man aus den Konzertsälen kennt. Aber selbst da gibt es Musik, die man manches Mal hört und die durchaus zu bewältigen ist, wenn es um die technischen Anforderungen geht: Werke von Satie oder Mompou … aber letztendlich muss man sich mindestens ins 20. Jahrhundert begeben. Denn anscheinend waren die sogenannten Amateure im besten Sinne aus den Jahrhunderten zuvor besser ausgebildet, als die heutiger Zeiten (sie hatten einfach mehr Zeit, ihr Instrument zu üben …)

Was bleiben sollte, ist die Neugier auf Neues …

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