Beethoven, Beethoven, Beethoven

Liebe Klavierenthusiastinnen und -enthusiasten,

mittlerweile sind wir mittendrin, im Beethoven-Jahr, das zum Gedenken an seinen 250. Geburtstag ausgerufen wurde. Und es ist gut, dass man sich – wieder einmal – an alle Aspekte dieses Komponisten erinnert, nicht nur an das Repertoire, das ohnehin immer wieder in den Konzertsälen zu hören ist. Gerade die Klaviermusik ist reich bei Beethoven. Doch auch hier gibt es viele abseitige Werke neben den 32 Klaviersonaten und den 5 Klavierkonzerten (oder den 6 oder 7, denn in diesem Jahr spielt man auch die Rekonstruktion seinen 0-ten Konzerts WoO4 oder die Fertigstellung seines 6. Konzerts, hinzu käme dann noch die Chorfantasie und seine eigene Fassung des Violinkonzerts für Klavier und Orchester …), die man oftmals nur wenig beachtet. Gerade im Bereich der Variationen gibt es da noch vieles zu entdecken, ebenso bei seinen Einzelstücken.

Aber es scheint da auch – wieder einmal – ein gewisser Marketingwille zu herrschen: Schallplattenfirmen überschlagen sich, den wirklich kompletten Beethoven auf CD anzubieten, Festivals denken sich immer wieder neue Muster aus, das komplette Klavierwerk von Beethoven (niemand überprüft dann wirklich, ob es komplett ist) oder mindestens sämtliche Sonaten aufzuführen. Ist das alles wirklich wichtig, kann man als Zuhörer diese Flut an Beethoven noch ertragen? Ja, bei Beethoven geht das gut. Das liegt wohl auch daran, dass kaum ein anderer Komponist so modern geschrieben hat und vor allem die Emotionen der Zuhörer anspricht wie dieser Komponist. Dadurch, dass seine in Musik gesetzten Ideen zeitlos mit dem menschlichen Ansatz sind, seine Idee der Gleichbehandlung aller Menschen – in seiner Zeit ein Affront gegen das Metternich-Regime in Österreich – bis heute aktuell ist. Und das spürt man einfach, man erkennt diesen unbändigen Willen der Menschlichkeit in seiner Musik. Und damit wird sie niemals langweilig (oder besser gesagt: langatmig). Kaum ein anderer Komponist hat diesen Effekt, bei dem man – auch nachvielfachem Hören desselben Werks – immer wieder eine neue Nuance kennenlernt, einen neuen Gedanken in der Musik entdeckt. Ist es vielleicht wirklich so, wie man seitens von Forschern vermutet: Dass er aufgrund seiner bereits 1802 einsetzenden Taubheit eine andere klangliche Ebene in seinem Innern zu empfinden imstande war, so dass er eine musikalische Ebene ausdrückte, die zwar im Diesseits verankert ist, aber längst über die Realität hinausragt? Hier wird man immer auf Spekulationen angewiesen sein, und letztendlich spielt dies auch keine Rolle. Denn Beethoven ist niemals zu viel oder zu einseitig: Seine Musik ist zeitlos und immer modern.

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