Krisenmanagement

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

irgendwie schien es so, als wäre die Corona-Krise abgewendet. Doch so ist es nicht. Zum einen sind viele Menschen mit Corona infiziert, liegen in Krankenhäusern oder aber sind in Eigenquarantäne zu Hause. Davon abgesehen hat der Ukraine-Krieg die Menschen zusätzlich verunsichert – zu Recht, denn die Preise für den täglichen Bedarf an allem, was wir gewohnt sind, steigt unaufhörlich. Und da kommt dann die Kunst, kommen die Klavierabende, die versuchen, die Menschen mit Musik aus dem Alltag zu holen, sie für das, was die Pianisten gewohnt sind zu tun, zu begeistern. Doch das klappt nicht besonders gut. Selbst das renommierte und mit großen Namen aufwartende Klavierfestival Ruhr konnte in diesem Jahr gerade einmal knappe 70 % Auslastung verzeichnen, nachdem es in früheren Jahren über 90 % erreicht hatte. Was bedeutet das?

Die Menschen fühlen sich noch recht unsicher, wieder in Konzerte zu gehen. Vielen haben allerdings während der Pandemiejahre weniger Geld verdient und werden sich nun doppelt überlegen müssen, ob sie sich Konzerte gönnen wollen. Gerade in Zeiten wie den momentanen, wo die finanzielle Verunsicherung deutlich wird, scheinen Konzerte wieder einmal so etwas wie ein Luxusgut zu sein. Mag sein, dass man so empfindet, aber dagegen fahren die Menschen rudelweise in die Ferien, fast ohne darüber nachzudenken, was dies finanziell bedeutet. Dabei sind Klavierkonzerte doch so etwas wie kurze Ferien vom Alltag. Das sollte man immer bedenken. Wenn man also die Möglichkeit hat, sich kurzfristige Ferien für weitaus weniger Geld als Urlaubsfahrten im Konzert zu holen, was also hält viele Menschen momentan davon ab, ins Konzert zu gehen?

Das, was ich schon in früheren Newslettern prognostiziert habe, scheint sich nun zu bewahrheiten. Die Menschen haben sich daran gewöhnt, ohne Konzerte auszukommen, oder daran, dass es sie auch im Internet fast umsonst gibt. Das sind viele der Künstler selbst schuld, die während der Pandemiejahre Konzerte umsonst gestreamt haben. Aber mit Schuldzuweisungen kommt man an dieser Stelle nicht weiter …

Auch Veranstalter sollten sich nun überlegen, ob sie vielleicht doch zu viele Konzertangebote machen. Dadurch dass kleine Veranstalter die Einnahmen auf viele Events verteilen (müssen), um überhaupt überleben zu können, ist das Angebot immens. Und auch die großen Veranstalter, die von öffentlicher Hand subventioniert werden, tun so, als könne man so weitermachen wie vor der Pandemie. Nun sehen viele, dass dies nicht der Fall ist. Doch das Angebot senken tun sie nicht. Das liegt auch daran, dass viele der öffentlichen Konzerthäuser mittlerweile zu städtischen GmbHs umgebaut wurden und Geld für die Stadtkasse erwirtschaften müssen. Daher gibt es fast tägliche Angebote in den Konzertsälen. Das muss nicht sein, und das gibt ein Publikum in den meisten Städten auch nicht her, um die Säle so oft gut auszulasten.

Ein wirkliches Krisenmanagement scheint zu fehlen. Und das geht letztendlich – wieder einmal – zu Lasten der Künstler, denn diese werden in den kommenden Jahren spüren, wenn es bestimmte Konzertserien nicht mehr gibt, oder die Anzahl der Konzerte doch heruntergeschraubt werden muss.

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