Pianonews 05 / 2021

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Lucas Debargue

Entwicklung zu reifem Künstlertum

Von: Carsten Dürer

Anfang 2016, kurz nachdem er im Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau als Außenseiter den 4. Platz errungen hatte und damit weltweit Furore machte, haben wir erstmals mit dem französischen Pianisten Lucas Debargue gesprochen. Das war in Paris, in seiner ehemaligen Alma Mater, der École Normale de Musique de Paris. Schon damals erklärte er, dass Musik etwas anderes für ihn bedeute als vor allem Karriere zu machen. Aber nun war er mit seiner ersten Einspielung und mit etlichen Konzerten in aller Munde. Immerhin spielte er bereits 2016 mehr als 60 Konzerte. Wie hat sich Debargues Leben seither verändert, wie sieht er die Dinge, seitdem er zu einem bekannten Pianisten in aller Welt geworden ist, nachdem er sich lange Jahre nicht mehr dem Klavier zuwenden wollte, er in einer Rock-Band spielte und später in Jazz-Clubs spielte, um Geld zu verdienen? Denn immerhin ist er gerade einmal 30 Jahre alt.

Neue Wege

Wir treffen Lucas Debargue auf seiner Farm, die er gekauft hat, eine Stunde nördlich von Paris. Doch er lebt dort nur zwischen seinen Konzertreisen, erklärt er: „Wenn ich meine Programme vorbereite, zwischen meinen Konzertreisen, bin ich in der Regel hier. Es muss noch vieles renoviert werden. Aber meinen offiziellen Arbeitsbereich habe ich in Paris. Dort habe ich ein kleines Studio, das klangisoliert ist. Es ist sehr klein, aber sehr angenehm, um immer dann zu üben, wenn ich es will.“ Als wir uns 2016 trafen, hat Debargue gesagt, dass er sich auf einer spirituellen Reise befände, die zu diesem Zeitpunkt das Klavierspiel sei. Wie sieht das heute aus? „Dies ist immer noch der Fall, aber es gibt neue Elemente in diesem Bereich. Ich verwende mehr und mehr Zeit auf das Komponieren, ich schreibe viel Musik und studiere die Partituren der alten Meister, um viel zu lernen und zu verstehen. Denn während meiner Ausbildung habe ich eigentlich nur das Klavierspiel gelernt. Jetzt ist das sehr wichtig für mich, da ich nun viele ‚Werkzeuge‘ für meine eigenen Kreationen benötige. Damit verbringe ich viel Zeit. Ich mag es, in unterschiedliche Projekte involviert zu sein, die zwar alle mit Musik zu tun haben, aber nicht ausschließlich mit dem solistischen Klavierspiel. Auch meine neue Aufnahme mit den Werken von Milosz Magin involviert die Kremerata Baltica und Gidon Kremer. Es scheint mir zwar wichtig, auch dem Kernrepertoire viel Zeit zu widmen, also weiter die Werke von Bach, Mozart, Beethoven und Chopin zu erarbeiten … Aber ich fühle die Notwendigkeit, auch andere Musik zu unterstützen, die es benö-tigt, da sie weniger bekannt ist.“

Bedeutet es, dass Debargue nun Musik schreibt, um zu lernen, oder ist seine Musik bereits aufgeführt worden? „Ja, ich war in der glücklichen Lage, einige meiner Werke bereits aufzuführen. Mein Klaviertrio wurde im Théâtre des Champs-Élysées aufgeführt. In Russland konnte ich auch mit großartigen Kollegen mein Klavierquartett aufführen. Es ist ein sehr langes Werk, das von Mahler-Sinfonien inspiriert ist. Ich nenne es ‚Sinfonisches Quartett‘, da es die Struktur einer erweiterten Sinfonie hat, aber dennoch Kammermusik ist. Davon träumte ich schon lange. Natürlich kann man nur die Form einer solchen Sinfonie imitieren, nicht die vielen Klangcharaktere eines Orchesters. Es geht mir um den dramatischen Ausdruck. Aber all dies ist noch auf einem Weg, eine Entwicklung. Ich bin zwar glücklich, dass ich schon einige der Werke von mir aufführen konnte, aber ich bin mir bewusst, dass es noch recht frühe Werke meiner kompositorischen Arbeit sind. Nun ist es wichtig, dass ich mir viel Zeit lasse, um genau zu wissen, was ich da tue.“ Er erklärt, dass er an seinen Werken noch viel feilt, dass er beständig etwas ändert: „Ich habe noch niemals ein und dieselbe Version eines Stücks gespielt. Das wichtigste sind die Themen. Diese kommen mir sehr schnell in den Kopf. Dann versuche ich, die richtigen Harmonien zu finden. Und das kostet Zeit, denn es muss eine Verbindung von den vielen Möglichkeiten, die mir einfallen, geben. Zudem muss ich das ‚Haus‘ aus all diesen Elementen ‚bauen‘. Es ist eine große Herausforderung für mein Nervensystem, um sich absolut darauf zu konzentrieren. Wenn ich dann das Skelett habe, nimmt es viel Zeit in Anspruch, die richtige Form zu finden. Ich bin bisher nicht sicher, ob ich zu einem meiner Stücke die perfekte Form gefunden habe. Ich denke, dass dies normal ist, denn ich habe erst vor vier Jahren begonnen, Musik zu schreiben.“

Wenn er es ausdrücken sollte, könnte er sagen, in welchem Stil er Musik schreibt? „Ich werde von jeder Musik, die ich höre, inspiriert. Es kann Popmusik, Rockmusik oder Jazzmusik sein, ebenso experimentelle Musik, die man im 20. Jahrhundert zu entwickeln versucht hat. Für mich ist das interessant. Aber mein Stil ist nicht experimentell, ich fühle mich nicht genötigt, das tonal-funktionale System zu verlassen. Aber ich würde nicht sagen, dass es mein ‚Stil‘ ist, denn es gab so viele Komponisten, die in diesem tonalen System geschrieben haben und dennoch nicht verwechselbar sind. Ich denke auch nicht, dass ich bereits ‚meinen Stil‘ gefunden habe. Es ist ein Prozess, von einem Stück zu dem anderen. Ich fühle eine Notwendigkeit, mich im tonalen System auszudrücken, aber ich habe bereits einige Werkzeuge gefunden, die ich gerne benutze. Aber ich arbeite noch an mir, finde Sonatenform, A-B-Formen interessant und versuche, diese Formen zu verarbeiten, bevor ich meinen ganz eigenen Weg finde.“
Schreibt Debargue denn auch Klaviermusik?…

Das gesamte Gespräch mit Lucas Debargue lesen Sie in PIANONews 5-2021.

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