Pianonews 01 / 2021

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Mehr als nur ein Liszt-Spieler

Alexander Ullman

Von: Carsten Dürer

Als der Engländer Alexander Ullman 2011 den Internationalen Liszt-Wettbewerb in Budapest gewann, hat dies in unseren Breitengraden kaum eine Resonanz hinterlassen. Nur ganz aufmerksame Leser von PIANONews erinnern sich vielleicht an den Bericht des Klavierfestival in Vilnius im selben Jahr, in dem auch Ullman auftrat und einen spannenden Eindruck hinterließ. Doch als er sechs Jahre später auch den Internationalen Liszt-Wettbewerb in Utrecht mit dem 1. Preis abschließen konnte, horchte die Klavierwelt auf, denn dies war noch niemandem gelungen. Mittlerweile tritt Ullman in vielen Ländern der Welt auf, hat eine CD eingespielt und scheint nicht müde zu werden, sich für das Klavierwerk von Franz Liszt einzusetzen. Doch das ist nicht sein einziger Fokus, wie wir bei einem Treffen erfuhren.

Wir treffen uns an dem Ort, wo er den bislang wohl wichtigsten Schritt für seine Karriere erringen konnte: In der Tivoli-Vredenburg in Utrecht, dem Konzertsaal, in dem er 2017 alle Runden des Liszt-Wettbewerbs so spielte, dass die Jury ihm den 1. Preis zukommen ließ. Er ist froh, dass er demnächst wieder reisen und Konzerte spielen kann. Aber erklärt seine Zeit während der er nicht reisen konnte so: „Ich dachte: großartig, nun habe ich viel Zeit, all das zu tun, was ich sonst nicht machen konnte. Ich begann also viel zu üben, ging joggen, versuchte eine neue Sprache zu lernen. Doch nach einer Weile fiel ich wie von einer Klippe, da es keinen Grund gab all dies zu tun. Eigentlich sprang ich selbst von der ‚Klippe‘“, sagt er lachend. „Dann machte ich erst einmal gar nichts. Danach ging es hin und her, manchmal arbeitete ich wie wild, dann machte ich nichts.“ Alexander Ullman scheint eine wahre Frohnatur zu sein – aber das ist nicht wirklich so, denn er ist ein oft sehr in sich gekehrter Künstler, der viel nachdenkt und ohnehin – wie er sagt – mindestens sechs Stunden am Tag mit sich selbst verbringt. Aber er hat den typischen britischen und von Sarkasmus durchsetzten Humor.

Bei seinem Nachnamen denken sicherlich viele an den Komponisten Viktor Ullmann aus Deutschland. Da ergibt sich leicht die Annahme, dass er vielleicht sogar verwandt sein könnte mit diesem Komponisten … „Mit dem extra ‚n‘ am Ende des Namens, richtig. Ja, einige Veranstalter scheinen diesbezüglich einen Automatismus zu haben, wenn sie meinen Namen aufs Programm setzen, denn meist schreiben sie ihn mit zwei n. Gestern erst dachte ich, dass es sicherlich gut wäre eine CD mit Musik von Viktor Ullmann aufzunehmen, auf der groß steht: ‚Nein – wir sind nicht verwandt!‘“ Aber es hätte ja sein können, dass einer der Verwandten Ullmanns nach England emigriert ist und das zweite n hat wegefallen lassen. „Genau das ist tatsächlich passiert: Mein Urgroßvater kam zu Beginn des 20- Jahrhunderts nach England und ließ das zweite n im Nachnamen wegefallen. Aber deshalb bin ich nicht verwandt mit Viktor Ullmann.“ Dennoch hat er auf diese Weise Wurzeln in Deutschland.

Die erste Ausbildung

Dass er zwei Liszt-Wettbewerbe gewonnen hat, weiß man. Doch wie sahen seine ersten Schritte Richtung Musik und Klavier aus? „Nun, meine Eltern sind keine Musiker, aber sie haben mir ein Klavier gekauft, eines dieser kleinen Instrumente aus den 1930er Jahren. Überhaupt habe ich dieses Instrument soeben zurückgekauft und habe es nun wieder in meiner Wohnung. Ich begann Stücke sehr schnell durchzuarbeiten, hatte sehr schnell die Noten gelernt – und war eigentlich gar nicht mehr vom Klavier wegzubekommen. Man musste mir also befehlen, dass ich aufhöre zu spielen – ich wünschte, das wäre heute auch noch so.“ Er lacht auf. Da war Alexander zwischen sechs und acht Jahren. „Bevor es genau andersherum wurde“, meint er und lächelt verschmitzt. „Ich hatte eigentlich keine professionellen Lehrer bis ich auf Juliana Markova traf. Sie nahm mich für ein Jahr unter ihre Fittiche und dann ging ich auf die Purcell-School of Music – und das war es …“ Natürlich war es das noch nicht ganz, denn damit begann erst wirklich die professionelle Ausbildung. An der Purcell School wurde er Schüler von William Fong, der ihn formte. War dies nicht erst die Zeit, in der seine wirkliche Entwicklung zu einem Musiker begann? Er pflichtet bei: „Ja, das ist richtig, vor allem auch, weil ich von anderen Musikern umgeben war. Da gab es viele andere talentierte Pianisten, wir lernten gemeinsam, wir hörten Aufnahmen an – es gab eine Kultur des intellektuellen Vorankommens. Wir wollten alle das Beste geben, was uns möglich war. Ohne diesen Einfluss hätte ich nichts aus mir machen können.“ Zwischen 10 und 18 Jahren blieb er auf der Purcell School bei London, einem Internat.

War es nicht schwierig, in einem Internat zu sein? „Ich liebte es, denn wir rannten beständig weg von dort. Die Richtlinien waren recht lax zu dieser Zeit. Wir waren sehr frei. Ein Freund von mir und ich gingen regelmäßig in Konzerte in der Wigmore Hall oder einem anderen Saal – fast jede Woche. Natürlich kamen wir immer viel zu spät zurück, was nicht erlaubt war. Aber der Herr, der für uns zuständig war, erlaubte es, denn er vertraute uns – wir waren ja nur junge Pianisten, die ein klassisches Konzert hören wollten. Manches Mal musste er um ein Uhr morgens aufstehen, um uns wieder hineinzulassen.“ Auf die Frage, ob sie als Jungs zwischen 16 und 18 Jahren nicht auch Dinge gemacht hätten, die weniger das Saubermann-Image von gut erzogenen Musikstudenten untermauern, grinst er nur breit und meint: „Natürlich, aber solche Dinge kann ich hier nicht erzählen. Man erlaubte uns, uns selbst zu entwickeln. Das bedeutet, wir hatten viel kreative Freiheit. Ich denke, dass es für junge Künstler sehr wichtig ist, zu erkennen, dass Regeln gebrochen werden sollten und man flexibel mit ihnen umgehen sollte, und dasselbe gilt nicht allein für die Kunst, sondern auch für das Leben. Nur so kann man als Künstler auch etwas Gehaltvolles aussagen.“

Das hört sich fast wie ein Gegensatz zu der strengen Regel-Ausbildung des osteuropäischen Systems an. „Sicherlich, es war ganz anders. Aber wir hatten einen wirklichen Furcht-Komplex vor den jungen Pianisten aus diesen osteuropäischen Schulen. Wir dachten, sie sind ohnehin besser als wir, sie haben all diese wunderbaren Harmonie-Stunden und so weiter.“

Das vollständige Interview lesen sie in Ausgabe 1-2021 von PIANONews.

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