Pianonews 03 / 2019

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„Alles, was wir machen, ist geplant.“

Güher & Süher Pekinel

Von: Carsten Dürer

Süher bedeutet im Ursprung der türkischen Sprache „fließendes Wasser“, Güher ist ein seltener Edelstein mit vielen Farben und Pekin bedeutet „stark“, El bedeutet Hand. Die Zwillingsschwestern Güher und Süher Pekinel haben also allen Grund sich über ihre Namensgebung zu freuen, denn bei ihnen gilt tatsächlich „Nomen est Omen“. Dass die beiden Schwestern seit Jahrzehnten die Bühnen der Welt als Duo bespielen, ist vielen ein Begriff, auch wenn sie sich immer wieder Auszeiten nehmen und sich längst auch anderen Aufgaben widmen. Sie haben alles erreicht, in jedem berühmten Saal der Welt gespielt, haben mit allen berühmten Dirigenten zusammengearbeitet, von Karajan bis Mehta und anderen … Nun ist eine große CD/DVD-Box unter dem Namen „Treasures“ erschienen, die wie ein Resümee eines reichen Musikerlebens wirkt. Wir trafen das Duo zum Gespräch in der Schweiz.

Sie leben in London, in Istanbul und in der Schweiz. Die Zwillingsschwestern Güher und Süher Pekinel sind Kosmopoliten seit jeher. Ihre Wurzeln liegen selbstverständlich in der Türkei. Und ihr Ausbildungsweg ist weitestgehend bekannt: Nach den Anfängen in jungen Jahren gingen sie nach Paris, um bei Yvonne Loriod zu studieren, danach nach Frankfurt am Main zu August Leopolder, danach an das Curtis Institute of Music, um dort mit Rudolf Serkin und Mieczyslaw Horszowski zu arbeiten. Am Ende landeten sie bei Adele Marcus in New York und erhielten einen Abschluss. Aber wie war all das möglich? Wir fragten nach und mussten feststellen, dass die beiden Zwillinge sich immer wieder ergänzen. Voller Energie und mit viel Enthusiasmus sprechen sie über die Musik und ihre Laufbahn.

PIANONews: In welchem Alter gingen Sie überhaupt nach Paris?
Güher Pekinel: Sehr früh, mit 13 Jahren.

Süher Pekinel: Nein, mit 12 Jahren.

PIANONews: Wie war es möglich, dass Sie die Türkei in solch jungen Jahren verlassen konnten?

Güher Pekinel: Warum sollte es nicht möglich gewesen sein?

PIANONews: Weil es in diesem Alter doch eher ungewöhnlich ist, ins Ausland geschickt zu werden …

Güher Pekinel: Sehr gut. Ich gebe Ihnen die Antwort. Wir sind mit fünf Jahren in das Istanbuler Konservatorium aufgenommen worden, unser erstes Konzert haben wir mit sechs Jahren gegeben. Der dortige Direktor des Konservatoriums – er hatte bei Alfred Cortot studiert – hat uns nach diesem Konzert selbst unterrichten wollen. Das war unser großes Glück. Wir liebten ihn sofort und es war eine gegenseitige Liebe …

Süher Pekinel: Aber wir absolvierten daneben auch noch die Schule, darauf bestanden unsere Eltern, dass wir nicht nur eine Musikausbildung bekammen. Mit 10 Jahren, nachdem wir die erste Primarschule absolviert hatten, sind wir auf ein französischsprachiges Internat gekommen.

Güher Pekinel: Bei uns zu Hause wurde ohnehin Französisch gesprochen, da unser Vater in Brüssel studiert hatte. So konnten wir uns schnell an die Schule gewöhnen.

Süher Pekinel: Diese Schule war nicht nur eine normale Schule, sondern hat vor allem Wert auf eine gute künstlerische Ausbildung gelegt, also hatten wir nicht nur Klavier-Studios, sondern spielten auch Kammermusik, wir malten – es gab Konzerte. Irgendwann erkannten dann unsere Eltern, dass eine Entscheidung getroffen werden musste: Bleiben wir im Land, oder gehen wir ins Ausland.

Güher Pekinel: Unser Lehrer wollte, dass wir sofort woanders unsere Ausbildung fortführten.

PIANONews: Es gab anscheinend in der Türkei eine Art von Zwang, dass man seine Ausbildung außerhalb der Türkei fortsetzte, wenn man sich weiterentwickeln wollte?

Süher Pekinel: Man konnte hervorragende Grundlagen in der Türkei erhalten, aber danach musste man woanders studieren. Also entschieden wir uns für Paris, da wir Französisch sprachen und es enge Beziehungen zwischen der Türkei und Frankreich gab. Also beschlossen wir Yvonne Loriod vorzuspielen. Und sie akzeptierte uns sofort. Nach zwei Jahren erkannten wir, dass wir auch die deutsche Schule, die deutsche Klaviertradition besser kennenlernen mussten. Wieder kamen wir auf ein Internat, wo beispielsweise Wolfgang Fortner Musik unterrichtete. Es war die Odenwald-Schule … Man zeigte also sehr viel Verständnis für uns neben dem Schulunterrucht und wir durften viel üben. Also übten wir in der Nacht.

Güher Pekinel: Man muss auch erwähnen, dass man extra für uns einen Flügel angeschafft hat. Und da die Schüler es „verlangten“, gaben wir dort jeden dritten Monat ein Konzert.

Süher Pekinel: Uns war immer die Schule des Lehrers wichtig, also woher er kommt.

Güher Pekinel: Wir haben immer erst analysiert, wie und wo der jeweilige Lehrer ausgebildet worden war. Wir haben uns Schallplatten von den jeweiligen Personen bei unseren Eltern angehört und dann entschieden. Unsere Eltern haben uns freie Hand gelassen, wenn wir bei einem bestimmten Lehrer studieren wollten. Und keiner unserer Lehrer ist zufällig in unserem Leben gewesen. [sie lacht]

PIANONews: Aber dann musste es doch auch erst einmal im Unterricht passen, oder?

Süher Pekinel: Ja natürlich. Die zwei Jahre in Paris haben uns dann gereicht.

Güher Pekinel: Dass es gereicht hat, ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Wir wollten die deutsche Musik in einem noch engeren Kontakt kennenlernen, wollten Bach im Land seiner Kultur erfahren. Das kann man nicht von Frankreich aus. Heute sind wir natürlich viel globalisierter, was damals noch nicht der Fall war.

PIANONews: Haben Sie denn von Anfang an zusammen Klavier gespielt?

Güher Pekinel: Nein, das wollten wir auch nicht.

PIANONews: Und wie lange haben Sie nicht zusammengespielt?

Güher Pekinel: Bis wir der Meinung waren, unsere Persönlichkeiten so weit geformt zu haben, dass wir uns gegenseitig akzeptieren und im Dialog zusammen „sprechen“ können. Das war erst nach dem Examen an der Juilliard School of Music der Fall. Aber zuerst sind wir ja nach Deutschland gegangen …

Süher Pekinel: Und warum zu August Leopolder? Das war die Busoni-Schule, das wollten wir. Serkin hatte einmal gesagt: Ich kann euch am Instrument nichts beibringen, denn meine Hand ist ganz anders als eure. Er arbeitete ohnehin ganz anders: Er philosophierte am Klavier …

Güher Pekinel: … er war kein Lehrer …

Süher Pekinel: Ja, genau. Er ließ einen das Stück selbst entdecken und die Details dann infrage stellen. Er fragte, ob wir Goethe oder Stefan Zweig gelesen haben, um eine Beethoven-Sonate besser zu verstehen. Das war wiederum eine andere Schule.

Güher Pekinel: Das war am Curtis Institute. Das ist keine Pianisten-Fabrik wie es beispielsweise an der Juilliard Scholl in New York der Fall war. Und genau das wollten wir auch kennenlernen. Aber wir wollten natürlich unseren eigenen Weg formen, indem wir diese Gegensätze kennenlernen. New York hat uns unsere Augen in die Welt, in die Realität geöffnet. In Curtis war man in einer anderen, einer fast philosophischen Welt …

PIANONews: Wie auf einer Insel?

Süher Pekinel: Ja, wie eine Insel, genau.

Güher Pekinel: Deshalb sind wir an die Juilliard School gegangen, auch um einen Masterabschluss zu erhalten, den man an Curtis damals nicht machen konnte. Und dort gingen wir dann zu Adele Marcus. Sie stammt aus der Neuhaus-Schule – und das interessierte uns.

Süher Pekinel: Was für uns auch sehr spannend war: Zu sehen wie die Amerikaner eine Karriere sehen und aufbauen. In Deutschland war es so, dass man eine Laufbahn langsam, Schritt für Schritt aufbaute. In den USA war es anders, man konnte sehr schnell aufsteigen.

Der Weg zum Duo

PIANONews: Parallel zu dieser sehr umfassenden Ausbildung haben Sie aber doch konzertiert, oder?

Das gesamte und ausführliche Interview lesen Sie in Ausgabe 3-2019 von PIANONews.

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