Pianonews 02 / 2003

150 Jahre

Die Jubiläen von Bechstein, Blüthner und Steinway & Sons

 

Von: Carsten Dürer


Das Jahr 1853 war nicht gerade eines der politisch ruhigen Jahre in Europa. Russland besetzte gerade die Donaufürstentümer, und daraufhin begann der berühmte Krimkrieg, der Frankreich, England und Österreich aufbrachte. Franz Liszt schrieb seine erste Version der h-Moll-Sonate, und Charles Gounod zeigte mit seiner "Meditation sur le Premier Prélude de Piano de S. Bach", dass die Neuerer recht locker mit dem musikalischen Erbe auf hohem Niveau umgingen. Es war die Hoch- und Blütezeit von Robert Schumann und Johannes Brahms, Wagner ging seinen "Ring" an, und Guiseppe Verdi schrieb seine berühmte Oper "La Traviata". Es war eine Zeit des Aufbruchs, der Suche nach Neuem und des Loslösens von Althergebrachtem. Und es ist das Gründungsjahr von dreien der namhaftesten Klavierbaufirmen der Welt, die noch heute bestehen: C. Bechstein, Blüthner und Steinway & Sons, die in diesem Jahr gemeinsam ihr 150-jähriges Bestehen feiern können. Wir wollen einmal kurz einen Blick auf die recht unterschiedlichen Entwicklungen der Firmen werfen.

 

Blüthner

Der Gründer der Leipziger Firma war Julius Blüthner. Er wurde am 11. März 1824 als Sohn eines Tischlermeisters in Falkenhain, nahe Leipzig geboren. Auch wenn er sich schon recht bald in der Werkstatt seines Vaters als geschickter Handwerker erwies, so befriedigte ihn diese Tätigkeit dennoch nicht voll; der Klavierbau interessierte ihn. So entschloss er sich bald, eine Lehre bei einer Klavierbaufirma in Zeitz zu beginnen. Die Walz, die Wanderschaft eines Gesellen nach abgeschlossener Lehre, folgte, wie es damals üblich war. Als er sich als 29-Jähriger in Leipzig niederließ, gründete er dort eine Werkstatt für den Bau von Klavieren und Flügeln. Der Beginn für das Weltunternehmen war getan. Es war das Jahr 1853. Aber warum in Leipzig? Ganz einfach: Nicht nur, da Blüthner aus der Umgebung dieser Metropole stammte; vielmehr war Leipzig zur damaligen Zeit eine kulturelle wie musikalische Hochburg, war dort das gesellschaftliche Leben an musikalischen Darbietungen interessiert, gab es bereits die Oper oder das Gewandhaus sowie ein von Mendelssohn gegründetes Musik-Konservatorium. Hinter diesem gesellschaftlichen Leben stand das wohlhabende Bürgertum des Herzens Sachsens. Und hier konnte Blüthner Erfolg haben mit seinen Instrumenten, in einer Zeit, in der das Klavier den Siegeszug in die Wohnstätten des Bürgertums antrat. Und er hatte Erfolg.

Direkt zu Anfang hatte er drei Gesellen eingestellt, fanden die in der kleinen Werkstatt gefertigten Flügel höchste Anerkennung. Die Teilnahme an nationalen und internationalen Wettbewerben wurde immer mit einem der ersten Preise oder einer Goldmedaille für die Instrumente belohnt. Doch bald schon reichte der Arbeitsplatz in der Werkstatt nicht mehr aus, erwarb man ein neues Gelände in Leipzig, um dort in einem Fabrikgebäude die Produktion von Klavieren, Tafelklavieren und Flügeln in größerem Umfang zu betreiben. 1902 war aus der kleinen Fabrik ein großer Betrieb geworden, in dem Julius Blüthner, mittlerweile 80-jährig, immerhin 800 Arbeiter beschäftigte. Und auch die Anzahl der bis dahin produzierten Instrumente konnte sich hören lassen. 50.000 Klaviere und Flügel hatten die Leipziger Fabrik bereits verlassen. Die Söhne Julius Blüthners übernahmen die Leitung der Fabrik, gut ausgebildet im Klavierbau. Bruno Blüthner, der sich um die technische Leitung kümmerte, hatte sogar einige Zeit bei dem englischen Unternehmen Chikering verbracht, um dort seine Kenntnisse zu vervollkommnen. Sein Bruder, Dr. Robert Blüthner, kümmerte sich um den Verkauf. Und ihm ist die weltweite Bedeutung der Blüthner-Instrumente zu verdanken. Denn obwohl man schon lange Zeit Instrumente in fast alle europäischen Länder geliefert hatte, dehnte er die Abnehmerländer auf die Staaten Nordamerikas aus. Sein Adoptivsohn Dr. Robert Blüthner-Haessler führte diese Idee weiter. Aus dieser Adoption ergibt sich denn auch der Doppelnachname, den die heutige Familie noch trägt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erging es dem Unternehmen Blüthner ebenso wie vielen anderen Musikinstrumentenherstellern in dieser Zeit. Doch Blüthner hatte das Schicksal noch zusätzlich gebeutelt. Im Jahre 1943 wurde das Hauptwerk durch einen Brand vollständig zerstört. Zwar wurde das Unternehmen von den Besatzungsmächten nicht demontiert, doch schon im Jahre 1972 trat Blüthner der Deutschen Piano Union bei, die sich aus mehreren Volkseigenen Betrieben (VEB) zusammensetzte, und war somit verstaatlicht. Dennoch blieb man innerhalb dieser Gemeinschaft immer noch weitestgehend selbständig. Und so war auch nach dem Krieg die Exporttätigkeit einer der wichtigsten Faktoren, der den Namen Blüthner nie in Vergessenheit geraten ließ. In 30 verschiedene Länder der Erde wurden die Leipziger Flügel und Klaviere geliefert.

Wichtig war dem Unternehmensleiter dabei immer, dass die Klangphilosophie des Firmengründers Julius Blüthner erhalten bliebe, dass der sanfte romantische Klavier- und Flügelklang auch weiterhin das musikalische Markenzeichen der Blüthner-Instrumente sein sollte.

Nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung konnte die Familie Blüthner-Haessler den Besitzanspruch auf die Firma geltend machen und ist seit 1990 unter dem Namen Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH wieder im eigenen Betrieb selbständig.

Als 1989 die Wiedervereinigung auch das Unternehmen Blüthner fast unerwartet traf, erreichte man es sehr bald, dass das Firmengelände in der Franz-Flemming-Straße in Leipzig in den Besitz der Familie zurückfiel. Dennoch war für den gelernten Klavierbaumeister Ingbert Blüthner-Haessler die Umstellung eine immense Kraftanstrengung. Er benötigte Hilfe. Und die fand er in seinen beiden Söhnen, die 1990 ins Unternehmen eintraten. Wie in der Generation von Bruno und Robert Blüthner haben die Söhne sich die Aufgabenbereiche aufgeteilt. Knut Blüthner-Haessler kümmert sich um die technische Organisation und die Weiterentwicklung der Instrumente. Dr. Christian Blüthner-Haessler dagegen hat die kaufmännische Seite des Betriebes übernommen. Ingbert Blüthner-Haessler steht den beiden auch heute noch beratend zur Seite.

Als Erstes erkannte man, dass das Firmengebäude in der Franz-Flemming-Straße organisatorisch und in der Größe nicht mehr den modernen Struktur-Anforderungen für den Klavierbau genügte. Doch in Leipzig selbst einen Neubau zu realisieren war vor allem aufgrund der hohen Umweltauflagen kaum sinnvoll oder möglich. So entschied man sich, in ein neu entstandenes Industriegebiet in Störmthal, nahe Leipzig, umzusiedeln. Hier hat Blüthner alle Voraussetzungen gefunden, um nicht nur einen hochmodernen Betrieb mit einem herrlichen Show-Room zu bauen, sondern fand zudem noch die Möglichkeit, den Betrieb je nach Bedarf zu erweitern.

Heute baut Blüthner neben der Traditionsmarke, die denselben Namen wie das Unternehmen trägt, auch weitere Marken wie Haessler und Irmler.

Bechstein

1853 gründete Carl Bechstein mit einer Vision in Berlin das Klavierbauunternehmen C. Bechstein. Am Beginn war es ein Wagnis, denn französische, englische, ja selbst amerikanische Klaviere galten damals als die Creme im internationalen Klavierbau. Erst langsam entwickelten sich die deutschen Unternehmen zu innovativen Herstellern, die in den folgenden Jahrzehnten den anderen Ländern im Ruf den Rang ablaufen sollten. Doch Carl Bechstein hatte einen Vorteil: Er hatte schon 1849 bei Henry Pape gelernt, einem der führenden Köpfe in einem der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Klavier: Pleyel in Frankreich. Aufgrund der mitgebrachten Erfahrungen und des Wissens um die vielen von Pape initiierten Entwicklungen im Klavierbaubereich konnte Bechstein bald einen modernen und durchaus konkurrenzfähigen Flügel konstruieren: mit Kreuzbesaitung und mit eisernem Gussrahmen, einer Erfindung der amerikanischen Firma Babcock in Boston aus dem Jahre 1825. Um es kurz zu machen: Bechstein hatte immensen Erfolg mit seinen Flügeln und später ebenfalls mit den Pianos, die er baute. Zudem war er einer der ersten, die sich in Berlin dem Klavierbau verschrieben, einem noch brachliegenden Feld, dem Hunderte von Unternehmen bis zur Jahrhundertwende folgen sollten - meist allerdings von kurzfristigem, wenn auch zum Teil großem Erfolg gekrönt, wie sich allein daran erkennen lässt, dass Bechstein als einziges Berliner Unternehmen im Klavierbau überlebte.

Bereits nach 10 Jahren hatte der Visionär Bechstein es fertig gebracht, dass bereits 130 Mitarbeiter in jedem Jahr 400 Instrumente fertigten. 1883 waren es bereits 1200 Instrumente - und schon 1914 kam Bechstein auf die auch für damalige Verhältnisse immense Zahl von 5000 Instrumenten (mit 1100 Mitarbeitern). Aus der Vision des Handwerkers war ein Großunternehmen entstanden, das immer noch von den Visionen, den Neuerungen lebte - und die auch heute noch das Unternehmen zu neuen Leistungen anspornen.

Kaum erwähnt werden muss, dass Bechstein auch Kontakt zu den ganz Großen des Klaviers hatte, zu Liszt, Wagner, Busoni, zu späteren Virtuosen wie Anton Rubinstein, Hans von Bülow, Carl Tausig oder Leopold Godowski. Bechstein war ein Name auf dem Konzertpodium, weltweit. Das war ebenfalls durch ein innovatives Denken möglich: Bechstein hatte frühzeitig Agenturen in den wichtigsten Ländern der Welt gefunden, die für ihn die Märkte öffneten - damals ein Novum. Ein Tochterunternehmen in London wurde gegründet, ebenso in Paris und St. Petersburg, in einer Zeit, in der noch niemand an globale oder auch nur europäische Annäherung dachte.

Dann kam der Erste Weltkrieg und mit ihm auch für Bechstein - wie für die meisten Gewerbetreibenden - der Zusammenbruch des Marktes. Man begann aufgrund von Not die aufgebauten ausländischen Unternehmen zu veräußern: erst in London, dann Paris. Die 1901 fertig gestellte Bechstein Hall in London wurde zur noch heute berühmten Wigmore Hall umbenannt. Doch der mittlerweile im Unternehmen zuständige Sohn des Firmengründers, Edwin Bechstein, gab ebenso wenig auf, wie sein Vater es getan hatte, wandelte das Unternehmen in eine AG um und brachte wiederum innovativen Klavierbau ins Unternehmen ein. 1926 schied er allerdings aus und wurde von mehreren Direktoren ersetzt: Carl Bechstein III. war ebenfalls mit von der Partie.

Wieder hatte man geschäftlichen und kulturellen Erfolg. Dann kam der Zweite Weltkrieg, wieder das Aus für das Unternehmen. Erst 1952 nahm man die Kraftanstrengung wieder auf sich: Edwin Bechstein kehrte zurück ins Unternehmen, und der Aufstieg begann nach dem Krieg von neuem. 1963 stieg das amerikanische Klavierbauunternehmen Baldwin mit 74 Prozent Anteilen bei Bechstein ein. 1973 wird die AG in eine GmbH umgewandelt, von der Baldwin alle Anteile hält. Wilhelm Arndt ist bis 1984 Geschäftsführer, 1986 wird das Unternehmen an Karl Schulze verkauft. Damit beginnt die Neuzeit für das Unternehmen C. Bechstein.

Die vergangenen 10 Jahre, in denen sich das Unternehmen direkt im Herzen von Berlin und in der Nähe zur Mauer - im Stadtteil Kreuzberg - traditionell etabliert hatte, waren durchweg bewegte Jahre. Sukzessive konnte das Unternehmen unter Führung von Karl Schulze seine Produktion erweitern. Doch immer neue Richtlinien machten es im Herzen von Berlin mehr und mehr zu einem schwierigen Unterfangen, Klaviere zu produzieren: Staub- und Lärmemissionen waren weitestgehend untersagt. Nach der deutsch-deutschen Wende begann man, sich nach neuen Produktionsmöglichkeiten umzusehen. Schon frühzeitig hatte Karl Schulze Kontakt zur Sächsischen Pianofortefabrik in Seifhennersdorf aufgenommen. Doch die Verhandlungen mit der Treuhand gerieten immer wieder ins Stocken. Da bot sich 1990 die Gelegenheit, das in Langlau beheimatete Unternehmen Euterpe zu übernehmen (mit den Marken Feurich, Euterpe und W. Hoffmann). Doch zwei Jahre nach der Übernahme entschied man, dass das Unternehmen in der bestehenden Form nicht überlebensfähig sei, und schloss die Produktionsstätte Ende 1993. Außer der Marke Feurich, die wieder selbstständig wurde, behielt man die anderen beiden Markennamen neben der Traditionsmarke Bechstein, um diese fortzuführen. 1992 war man zudem erfolgreich in den Übernahme-Absichten der Sächsischen Pianofortefabrik, in die - nach immensen Investitionen - mehr und mehr Produktionskapazitäten ausgelagert wurden. Damit erwarb Bechstein auch die Marke Zimmermann, die auch heute noch fortlebt. Das Unternehmen firmierte ab sofort als Bechstein-Gruppe mit den Marken C. Bechstein, Zimmermann und W. Hoffmann.

Dann kam 1993 der große Dämpfer: Eine Liquidationslücke mit nachfolgendem Konkursantrag machte die Empfindlichkeit des Unternehmens deutlich. Doch der Senat Berlins machte von seinem seinerzeit ausgehandelten Rückkaufrecht des Bechstein-Firmengeländes an der Prinzenstraße Gebrauch und verhalf Bechstein damit zur Rücknahme des Konkursantrages und zu neuer Liquidität. Von nun an war Bechstein nur mehr Mieter im ehemaligen Eigentum und konnte weiterhin in Seifhennersdorf in neue Maschinen investieren, um sukzessive den Bau der Instrumente aus Berlin nach Sachsen zu verlagern. 1996 kam dann ein deutlicher Schritt nach vorne: Karl Schulze wandelte das Unternehmen - wie zu alten Zeiten - in eine AG um, die seither an Börsen wie Berlin, Frankfurt, Stuttgart und Hamburg gehandelt wird. Erst im Jahr 1999 dann ein weiterer Schritt in eine neue Unternehmens-Philosophie: Bechstein zog von der Prinzenstraße in das neu eröffnete "stilwerk" in der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg ein. Das "stilwerk"-Konzept ist eine moderne Erlebnis-Kaufhaus-Idee, die exklusive Einrichtungs-Einzelhandelsgeschäfte unter einem Dach vereint. Hier nun befinden sich heute nicht nur zwei große Show-Rooms für Flügel und Klaviere, sondern auch die gesamten Büros der Verwaltung. Mittlerweile hat man auch in Düsseldorf in einem "stilwerk"-Haus einen Outlet-Store eingerichtet, hat vor einigen Monaten zur Erweiterung der Eigenständigkeit Music City in Köln und das Klavierhaus Vögele in Tübingen gekauft, um auch dort Bechstein-Centren einzurichten. Zudem ist soeben ein neues Bechstein-Centrum in Frankfurt eröffnet worden.

Am 18. Dezember des vergangenen Jahres kam dann die Meldung: Karl Schultze, Vorstandsvorsitzender und Hauptanteilseigner der C. Bechstein AG veräußerte 60 % der Aktienanteile an den koreanischen Hersteller Samick und hat im Gegenzug 15 % der Anteile an Samick übernommen. Damit verspricht man sich nach eigenen Aussagen eine Verbesserung der Marktgegebenheiten in Asien und den USA für die Instrumente aus der bislang eigenen Fertigung. Das Unternehmen Samick, das sich schon vor einigen Jahren vom europäischen Markt zurückzog, erhofft sich im Gegenzug eine erneute Positionierung gerade in Deutschland mit seinen Instrumenten.

Wieder einmal, im Jubiläums-Jahr, ist das Unternehmen Bechstein nun nicht mehr in deutscher Hand. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen …

Steinway & Sons

Die eigentliche Geschichte von Steinway & Sons beginnt früher als mit dem Jahre 1853. 1797 wird in der Harzer Kleinstadt Wolfshagen Heinrich Engelhard Steinweg geboren. Er kämpft als Hornist in der Schlacht bei Waterloo gegen die Franzosen und baut im Feldlager Mandolinen und Zithern. Doch nach diesem Krieg erlernt der Förstersohn das Tischlerhandwerk und tüftelt heimlich, da die strenge deutsche Zunftordnung es ansonsten nicht zugelassen hätte, an Tafelklavieren. 1836 baut Steinweg seine ersten Flügel, und selbst der Herzog von Braunschweig kauft einen aus dessen Produktion. Steinweg ist mittlerweile Klavierbauer, das Geschäft beginnt zu florieren, und er entwickelt beständig neue Techniken in seinen Instrumenten. Doch die Zeiten in Deutschland sind hart, die wirtschaftliche Depression lässt die Käufer für derartig hochwertige Instrumente zurückschrecken. Am Vorabend der deutschen Revolution, im Jahre 1848, beschließt Heinrich Engelhard, Deutschland zu verlassen und seinem Sohn Carl zu folgen, der bereits seit einiger Zeit als Klavierbauer in der Neuen Welt, im amerikanischen New York arbeitet. Sein ältester Sohn C. F. Theodor Steinweg übernimmt den väterlichen Betrieb, aus dem in der Zukunft das heutige in Braunschweig ansässige Unternehmen Grotrian-Steinweg werden sollte.

1851 benennt sicht Heinrich Engelhard Steinweg um und wird der berühmte Henry E. Steinway in New York. Auf diese Weise findet er besseren Zugang zum amerikanischen Markt, was sich positiv und erfolgreich auf das im Jahre 1853 in New York gegründete Unternehmen Steinway & Sons auswirkt. Bereits sieben Jahre nach Gründung des Unternehmens fertigen 350 Mitarbeiter 1.800 Klaviere im Jahr. Es folgen viele Neuerungen, und gerade der Sohn des Firmengründers, Herny Steinway jr. entwickelt gemeinsam mit seinem Vater und älteren Bruder Theodor Steinway, einem Ingenieur und Akustiker, Neuheiten im Klavierbau, die die gesamte Branche revolutionieren. So entwickelt er 1859 erstmals die Kreuzbesaitung bei Flügeln, die es ermöglicht, längere Saiten auf einem geringeren Raum zu platzieren, ein heute übliches Verfahren. Als der Vater stirbt, übernehmen die Söhne 1871 das Unternehmen und führen es im Qualitätsbewusstsein des Gründers fort.

Im Jahre 1880 kehrt das Unternehmen mit der Gründung einer eigenen Werkstatt in Hamburg nach Europa zurück. Die steigende Nachfrage in der Alten Welt nach den amerikanischen Instrumenten will man auf diese Weise besser befriedigen. Der weitere Erfolgsweg ist durch diese Zweiteilung der Produktionsstätten vorprogrammiert. Die beiden Weltkriege, die sich hauptsächlich auf dem europäischen Kontinent abspielen, überdauert das Unternehmen leichter als seine Konkurrenten, vor allem die deutschen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Steinway & Sons in der Lage, sofort wieder Flügel zu liefern, da schon 1948 die Produktion in Hamburg wieder aufgenommen werden kann. Schnell etablieren sich die Flügel auf den Bühnen der Welt. Die Konkurrenz ist bald ausgeschaltet, da diese sich noch um einen Wiederaufbau kümmert. Doch im Jahre 1971 erkennt der damalige Präsident des Unternehmens, Henry S. Steinway, dass sein Unternehmen nicht genug Rendite erwirtschaftet. Ein Wachstum ist auf diese Weise nicht möglich. Die Aktionäre des Unternehmens setzen den Präsidenten bei einem Schätzwert von 19 Millionen Dollar, aber einem Gewinn von nur 691 000 Dollar unter Druck. Er sieht sich gezwungen, einen Käufer für das Unternehmen zu finden, der genügend Geld investieren würde, um das Unternehmen auch in Zukunft lukrativ fortzuführen. So kommt es im Jahre 1972 zum Verkauf an den CBS-Konzern für über 20 Millionen Dollar in Aktien der CBS. Steinway & Sons wird in den Columbia-Konzern eingegliedert. Doch auch CBS hat nicht lange Interesse am Geschäft mit Steinway & Sons. Im Jahre 1985 verkauft der Konzern das Unternehmen an drei amerikanische Geschäftsleute, die eine neue Holdinggesellschaft gründen, die von nun an unter dem Namen Steinway Musical Properties firmiert. Damit ist der Grundstein für ein Wachstum gelegt, das nur selten im Instrumentenbereich der Fall war. Im Jahre 1995 fusionieren Steinway Musical Properties und die Selmer Company USA, wobei ein Jahr später aus Selmer Inc. Steinway Musical Instruments Inc. mit Sitz in Boston wird. Am 2. August desselben Jahres geht das Unternehmen an die Börse.

Heute fertigt das Unternehmen mit ca. 1000 Mitarbeitern in New York und Hamburg fast 3200 Flügel und 700 Klaviere. Dabei ist die Teilung zwischen den Produktionsbetrieben immer recht eindeutig gewesen: New York beliefert den amerikanischen Kontinent, und aus Hamburg wird in den gesamten Rest der Welt geliefert. Da beide Betriebe immer recht unabhängig voneinander arbeiteten, haben sich im Verlaufe der Zeit auch Unterschiede in den amerikanischen und den aus Deutschland stammenden Instrumenten ergeben, die auf beiden Seiten Liebhaber und Ablehner finden. Doch seit einiger Zeit hat sich diese strenge Teilung etwas aufgeweicht, so dass auch in Amerika Hamburger Instrumente verkauft werden. Man baut momentan insgesamt 7 Flügel und 2 Klaviermodelle.

Zu dem Unternehmen gehören heute auch Tochtergesellschaften, die Klaviere und Flügel fertigen. So wurde das Unternehmen und die Marke "Boston" im Jahre 1992 ins Leben gerufen. Diese Instrumente werden von dem japanischen Hersteller Kawai gebaut. Seit 2001 gibt es auch eine Tochtergesellschaft, die im unteren Preissegment Instrumente fertigt: Essex. Diese Flügel und Klaviere werden in Korea von Young Chang gebaut.

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