Pianonews 04 / 2016

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Yevgeny Sudbin

Eine Karriere durch Aufnahmen

Von: Carsten Dürer

In Deutschland ist Yevgeny Sudbin nach wie vor eine Art von Geheimtipp. Kaum zu glauben, wenn man sieht, wie viele Konzerte dieser 1980 in St. Petersburg geborene Pianist weltweit gibt. Doch Sudbin, der mittlerweile zahlreiche CD-Aufnahmen bei dem schwedischen Label BIS vorgelegt hat, ist kein Senkrechtstarter gewesen, sondern ein Pianist, der sich entwickelte, wenn auch von Anbeginn auf einem immens hohen Niveau. Mit 10 Jahren emigrierte seine Familie aus Russland nach Berlin. Dort studierte er Klavier, bevor er sich entschied nach London zu gehen, wo er seither lebt. Wir trafen den 36-jährigen, dreifachen Familienvater nach einem Konzert im österreichischen Deutschlandsberg zu einem Gespräch.
PIANONews: Sie haben mit fünf Jahren das Klavierspiel begonnen … Warum war es ausgerechnet das Klavier, das Sie wählten? War das aufgrund des Elternhauses?

PIANONews: Sie haben mit fünf Jahren das Klavierspiel begonnen … Warum war es ausgerechnet das Klavier, das Sie wählten? War das aufgrund des Elternhauses?

Yevgeny Sudbin: Bei uns zu Hause wurde viel Musik gemacht, wie es üblich war bei russischen Familien. Auch wenn es nicht professionell war, so hatten doch fast alle Familien ein Instrument, und abends wurde gesungen, gespielt – tagsüber hat man gearbeitet … [er lacht] Aber meine Eltern spielten beide Klavier, beide haben Klavier am Konservatorium in St. Petersburg studiert. Und meine Mutter unterrichtet heute, mein Vater ist nicht mehr am Leben. Ich habe also beide gehört, wie sie übten, da wollte ich natürlich auch Klavier spielen. Ich glaube, meine Eltern waren beide nicht begeistert von der Idee, dass ich Musiker werden wollte. Mein Vater dachte, dass es keine gute Wahl als Beruf sei, da er nicht überall gut angesehen und anerkannt war, Musiker zu sein. Ich erinnere mich, dass ich früher immer wieder nach Konzerten gefragt wurde, was ich denn ansonsten so machen würde …

PIANONews: Ja, das kennt man. Aber war es denn nicht zu dieser Zeit in Russland noch anders, war der Beruf Musiker nicht viel angesehener als vielfach in Westeuropa?

Yevgeny Sudbin: Ja, die Tradition war immer noch da, wenn auch nicht mehr so wie in den 30er oder 40er Jahren des 19. Jahrhunderts. Und es gab natürlich die Spezial-Schulen, auf die ich in St. Petersburg ja auch ging, und die Hochschulen, aus denen immer großartige Pianisten hervorgegangen sind. Aber dann sind viele gute Musiker und Lehrer ausgewandert, zum Teil wegen politischer Ansichten, zum Teil wegen der Schwierigkeiten, den Beruf auszuüben. Wir sind eigentlich ausgewandert wegen der Gesundheit meines Vaters. Das hatte nichts mit Politik zu tun. Mein Vater war sehr früh an Multiple Sklerose erkrankt und sein behandelnder Arzt ist nach Deutschland emigriert. Und so sind wir auch gegangen – und es war eine gute Entscheidung, denn mein Vater lebte dadurch noch länger.

PIANONews: Da waren Sie 10 Jahre alt …

Yevgeny Sudbin: Ja, es war direkt nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung und dem Fall des Eisernen Vorhangs. Ich hatte schon noch in Russland sehr gerne zu spielen begonnen, mir machte es sehr viel Spaß, ich hatte keine Probleme mit dem Üben und habe schnell Fortschritte gemacht. Als ich sieben Jahre alt war, hat mich meine Mutter in St. Petersburg zu einer Lehrerin gebracht, die dann eigentlich die Entscheidung für uns getroffen hat, dass ich weitermachen sollte. Ihr Name war Ljubov Pewsner und sie war damals eine der bekanntesten Pädagoginnen in St. Petersburg. Ab diesem Zeitpunkt ging es dann wirklich los, viel Üben, viele Prüfungen, die ersten Wettbewerbe. Ich erinnere mich, dass ich vor den Prüfungen und den Wettbewerben immer sehr aufgeregt war. Als ich dann nach Deutschland kam, wusste ich nicht, ob es bei mir weitergehen würde mit dem Klavierspiel. Aber es ging weiter. Nach ein paar Wochen schenkte uns die Hochschule in Berlin ein Klavier. Und dann spielte ich doch weiter.

PIANONews: Dann sind Sie ja recht bald an die Hanns-Eisler-Hochschule für Musik gegangen, richtig?

Yevgeny Sudbin: Nun, eigentlich an das Bach-Gymnasium für Musik in Berlin, das zur Hanns-Eisler-Hochschule gehörte, als Spezialschule für Musik. Meine Lehrerin, Galina Ivanzova, unterrichtete aber auch an der Hochschule. Ich selbst war ja noch zu jung für die Hochschule.

PIANONews: Wie war das, als Sie nach Deutschland kamen? Sie sprachen ja wahrscheinlich noch gar kein Deutsch …

Yevgeny Sudbin: Das war schlimm. Wir alle sprachen ja kein Deutsch und wir mussten uns alle ganz schnell umstellen und die Sprache lernen. Aber das Lernen der Sprache hat mich sicherlich acht bis zehn Monate gekostet, so dass ich ein Jahr in der Schule verloren habe. Das war lustig [er lächelt]. Eines Tages entschieden meine Eltern, dass ich in die Schule gehen sollte, und haben mich einfach in die Schule geschickt. Nach einigen Wochen hat sich herausgestellt, dass ich überhaupt nicht angemeldet war. In Russland war es halt so, dass man einfach in die Schule gehen konnte. Doch in Deutschland musste man sich erst einmal anmelden. [er lacht] Das meine ich, wenn ich sage, dass wir uns erst einleben mussten. Aber nach einem Jahr war es dann geschafft, ich sprach Deutsch und es ging recht schnell voran mit dem Klavierspiel.

PIANONews: Sie sind sieben Jahre lang in Berlin bei Galina Ivanzova geblieben.
Yevgeny Sudbin: Eigentlich nicht ganz … das war auch wieder so eine Geschichte … Als die Tochter meiner früheren Lehrerin aus St. Petersburg, Ljubov Pewsner, verstarb, kam sie auch nach Berlin. So erhielt ich auch wieder bei ihr Unterricht – sie war eine fantastische Lehrerin. So hatte ich bei ihr und bei Galina Ivanzova Unterricht. Für mich war das ideal, da beide sehr unterschiedlich sind und beide haben mir viel gegeben. 1997 war es dann, dass eine Freundin unserer Familie meinte, dass ich meine Kenntnisse erweitern sollte. Nach London zu gehen, war eigentlich auch nicht meine Entscheidung. Wenn ich es recht überlege, muss ich zugeben, dass ich – bis ich 18 Jahre alt war – keine Entscheidungen selbst getroffen habe.

Das vollständige Interview lesen sie in Ausgabe 4-2016 von PIANONews.

 

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