Pianonews 06 / 2014

06 2014

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Alexander Gavrylyuk

Der Weg zur künstlerischen Wahrheit

Von: Carsten Dürer

Alexander Gavrylyuk ist gerade 30 Jahre alt geworden. Kaum ein Alter für einen jungen Mann, denkt man, aber Gavrylyuk hat schon viel erlebt in den 30 Jahren seines jungen Lebens. Mit Rückschlägen und unvorhergesehenen Ereignissen in seinem Leben hat er sich dennoch durchgekämpft und ist mittlerweile ein gefragter Pianist. Mit einem deutlichen Hang zu russischem Repertoire, so scheint es. Doch mittlerweile hat er seine Interessen verlagert, fühlt sich seit seinem Umzug nach Deutschland auch den Komponisten Zentraleuropas näher. Wir trafen ihn während des Kammermusik-Festivals der Geigerin Janine Jansen in Utrecht zu einem Gespräch.

PIANONews: Sie sind soeben 30 Jahre alt geworden. Ist dieses Alter wie bei vielen anderen Menschen bei Ihnen ebenfalls ein besonderes Jahr? Oder ist das bei Musikern anders?

Alexander Gavrylyuk: Nicht wirklich. Nun, immerhin habe ich mich darüber gefreut, in den vergangenen Monaten immer wieder zu sagen, dass ich immer noch in meinen 20ern bin [er lacht herzlich]. Natürlich ist 30 eine Markierung … vor zwei Jahren haben wir, meine Frau und ich, ein Kind bekommen und ich denke, dass dieses Alter nun einen Zeitpunkt markiert, an dem wir einen neuen Schritt machen, um Weiteres in unserem persönlichen Leben zu erreichen. Wenn ich mich selbst im Vergleich zu vor 10 Jahren sehe, dann muss ich sagen, dass Musik für mich einen vollkommen anderen Blickwinkel hat, wie ich sie heute sehe. Die Erfahrung unterschiedlicher Orte, der Einfluss von anderen Musikern, Dirigenten, Kammerorchestern und so weiter verändert meiner Meinung nach den Blick auf die Musik vollkommen. Es geht heute weniger um mich selbst als wirklich um die Musik [er lächelt].

PIANONews: Es ist also eine Entwicklung, die da stattgefunden hat.

Alexander Gavrylyuk: Ja, es ist ein Entwicklungsprozess, der wohl niemals in einem Leben endet – im persönlichen wie im professionellen Leben. Ich denke, dass ich ein sehr glücklicher Mensch bin, denn ich habe eine wundervolle Ehefrau, habe ein großartiges Kind, das mich inspiriert, immer weiter in eine Richtung zu gehen. Und das ist schon etwas Besonderes im Leben eines Musikers: Einen Partner zu finden und ein gutes Familienleben zu haben, ist etwas ganz Besonderes. Ich schätze das sehr und ich denke, 30 Jahre ist ein gutes Alter, um sich persönlich niederzulassen, aber musikalisch noch weiterzugehen und sich zu erweitern: das Repertoire, mehr Kammermusik, die ich zuvor nicht so viel gespielt habe. Und nun genieße ich es wirklich, mit anderen, wundervollen Musikern zu spielen.

PIANONews: Vor allem überhaupt mit anderen zu musizieren, nicht wahr?

Alexander Gavrylyuk: [lacht] Ja, genau.

PIANONews: Wahrscheinlich gibt es diesen Markstein von 30 Jahren im Leben eines Musikers im Vergleich mit anderen Menschen, da man als Musiker in der Regel sehr früh beginnt, sich auf das Berufsleben als Musiker einzugewöhnen. Sie haben mit sieben Jahren begonnen Klavier zu spielen. Wie sahen die ersten Schritte aus, als Sie in der Ukraine geboren wurden?

Alexander Gavrylyuk: Ich wurde in Harkow geboren, dem eigentlich ruhigsten Teil der Ostukraine im Moment. Die ersten Erinnerungen im Bereich Musik habe ich von meinen Eltern, die beide Akkordeon spielten. Ich war es als Kind gewohnt, ihrem Spiel zuzuhören. Meine Großeltern sangen zudem. Dies sind sehr glückliche Erinnerungen, denn es war eine warmherzige Atmosphäre, wenn die Familie zusammenkam, um gemeinsam zu musizieren. Dann begann ich Klavier zu spielen und sang in einem Chor.

PIANONews: Aber warum Klavier, denn es hätte ja auch das Akkordeon werden können, immerhin ist es ein sehr beliebtes Instrument in Ihrer Heimat.

Alexander Gavrylyuk: Als Erstes wollten meine Eltern, dass ich in einem Chor singe. Also ging ich in einen Chor, wurde aber nach zwei Jahren rausgeschmissen. [er lacht] Sie sagten: Du singst zwar gut, aber du singst immer lauter als die anderen und versuchst immer ‚anders‘ zu sein. Zeitgleich begann ich Klavier zu spielen. Es war Teil der Ausbildung an der Spezialschule für Musik, die ich besuchte. Und so machte ich weiter mit dem Klavier.

PIANONews: Das war eine dieser wirklichen Spezialschulen, bei denen man jedes Jahr einer Prüfung unterzogen wurde, richtig?

Alexander Gavrylyuk: Oh ja, und ich werde jetzt noch nervös, wenn ich an diese Prüfungen denke. Ja, es war eine große Fabrik für junge Virtuosen und wir alle arbeiteten hart, um in die nächste Klasse zu kommen. Es blieb natürlich nicht wirklich viel Zeit, um eine normale Kindheit zu haben. Aber die Augenblicke meiner Kindheit, an die ich mich erinnere, sind sehr wertvoll und positiv. Zeit mit meinen Eltern auf dem Land, Zeit, die ich mit meinen Großeltern verbrachte und so weiter. Das sind großartige Erinnerungen. Dann erhielt ich ein Stipendium, um in Sydney in Australien zu studieren, welches ich auch annahm.

PIANONews: Wie kam es dazu, immerhin ist Sydney nicht gerade die Stadt, nach der man Ausschau hält, wenn man Musik studieren will.

Alexander Gavrylyuk: Das ist wohl wahr. Ich hatte am Horowitz-Wettbewerb teilgenommen, ebenso wie einige Studenten aus meiner Klasse. Und Warren Thomson vom Klavierwettbewerb in Sydney war in der Jury. Er lud daraufhin meinen Lehrer und einige der Studenten ein, nach Australien zu kommen. Ich war noch jung, ich war gerade 13 Jahre alt. So musste ich erst einmal die Highschool in Sydney absolvieren, um dann an das Institute of Music zu wechseln, wo ich dann Klavier studierte.

PIANONews: Bei welchem Lehrer?

Alexander Gavrylyuk: Mit dem ukrainischen Lehrer, der nach Sydney gegangen ist: Victor Makarov.

PIANONews: Dort sind Sie geblieben …

Alexander Gavrylyuk: Ja, für längere Zeit. Ich traf dort meine heutige Frau, wartete, bis sie dort ihr Bachelor Degree beendet hatte. Und dann zogen wir nach Moskau.

PIANONews: Sie blieben also recht lange in Australien … für einen Musiker recht ungewöhnlich, da es sehr weit weg von allem anderen ist …

Alexander Gavrylyuk: Nun, in den vergangenen 11 Jahren hatte ich keinen Lehrer mehr und habe eigentlich nur noch für mich alleine geübt und gearbeitet. Die letzten drei bis vier Jahre in Australien war ich komplett auf mich alleine gestellt und versuchte mich mit der Hilfe von Aufnahmen und Dokumentationen weiterzuentwickeln. Als wir nach Moskau kamen, stellten wir allerdings fest, dass es nicht so interessant ist, dort zu leben. Wir sahen uns Berlin an und dachten, dass dies die bessere Stadt ist. Und seit sechs Jahren leben wir also in Berlin. Und natürlich ist es viel einfacher, sich von Berlin aus zu bewegen, denn Sydney ist immer mindestens 13 Stunden Flugzeit entfernt von allem.

PIANONews: Aber von Sydney aus haben Sie immer noch an Wettbewerben teilgenommen.

Alexander Gavrylyuk: Ja, ich ging zum Hamamatsu-Wettbewerb in Japan, in einer Zeit, in der ich überhaupt erst begann auf größeren Bühnen zu spielen. Es wurde daher auch immer schwieriger, in Sydney zu bleiben. Und dann ging ich zum Artur-Rubinstein-Wettbewerb in Tel Aviv 2005. Das war der letzte Wettbewerb für mich.

PIANONews: Irgendwann muss man einmal einen Schnitt mit den Wettbewerben machen, richtig? Wie viele Wettbewerbe haben Sie gespielt?
Alexander Gavrylyuk: Oh, einen in Italien, als ich ganz jung war, dann das erste Mal beim Horowitz-Wettbewerb, wo ich den zweiten Preis erhielt, dann noch einmal derselbe Wettbewerb, den ich dann gewann. Dann habe ich den in Hamamatsu gewonnen und dann den Rubinstein-Wettbewerb 2005.

PIANONews: Das war eine sehr erfolgreiche und kurze Wettbewerbs-Karriere!

Alexander Gavrylyuk: Wettbewerbe haben viele gute Seiten, aber irgendwann muss es auch genug sein.

Das gesamte Interview können Sie in der Ausgabe 6-2014 lesen.

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